Langsam wird die Situation für Frauen in der Region besser. Das Haus „Mirjam“ in Mostar ist das erste Frauenhaus in der Herzegowina. Mit Hilfe aus Österreich wurde es errichtet.
Mirjam ist eine Adresse für Frauen, die Hilfe brauchen, weil deren Männer gewalttätig sind oder weil sie aus anderen Gründen psychische und soziale Unterstützung benötigen.
„Gewalt in der Familie ist bei uns ein großes Tabuthema. Erst langsam wächst bei den Männern das Bewusstsein, dass sie im Unrecht sind“, berichtet Mirjana Vlaho, Projektkoordinatorin für das Frauenhaus der Caritas Mostar. 1994 als Beratungsstelle für Frauen gegründet, hat sich das Haus mittlerweile zu einer Hilfsinstitution für bedrohte Frauen aus der Region entwickelt. Unterstützt wird das Projekt von der Caritas Linz, der Katholischen Frauenbewegung und der Zeitschrift „Welt der Frau“.
Kaum Arbeit für Frauen
„Viele Männer sind durch den Krieg psychisch labil. Dazu kommt die hohe Arbeitslosigkeit und die allgemein triste Wirtschaftslage“, schildert Vlaho die Situation. Bedingt durch dieses gesellschaftliche Umfeld ist es für Frauen besonders schwer aus einer Beziehung mit einem gewalttätigen Mann auszubrechen. „Oft kommen Frauen zu unserer Psychologin, weil sie einfach erschöpft sind, und lassen sich beraten“, so Vlaho. Doch bereits für qualifizierte Frauen ist es schwer eine Arbeit und eine Wohnung zu finden. Für Hausfrauen, die mehrere Jahre bei den Kindern zu Hause waren, sind die Chancen gleich null. Dazu kommt die geringe staatliche Unterstützung. An Sozialhilfe werden alle drei Monate rund 20 Euro ausbezahlt, zum Leben sind aber etwa 250 Euro pro Monat notwendig. „Viele durchschnittliche Gehälter liegen unter diesem Existenzminimum“, berichtet Vlaho.
Zusammenarbeit auch mit der Polizei
Darüber hinaus sei bei vielen Männern und Frauen die Einstellung vorhanden, dass Gewalt zur Konfliktlösung in einer Ehe dazugehöre. „Wir haben sehr viel Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit geleistet und schön langsam verändert sich die Einstellung zu diesem Thema“, erzählt die Projektleiterin.
Auch die Zusammenarbeit der Behörden – wie Polizei und Sozialamt – ist erst langsam gewachsen. „In der Gesetzgebung gibt es ebenso Fortschritte. Es gibt erste Schritte zum Schutz der Gewaltopfer“, berichtet Vlaho. Die Caritasmitarbeiterin schult unter anderem auch Polizisten und erläutert in Vorträgen die Möglichkeit der Konfliktregelung bei gewalttätigen Ehestreiten. „Ich denke, dass sich die Situation in den kommenden zehn Jahren schön langsam für die Frauen verbessern wird“, ist Vlaho optimistisch.
Sonja Frank
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