Als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt – so formulierten prominente österreichische Wirtschaftsvertreter in einem der Hochglanzmagazine letzte Woche, wie sie sich den Sonntag vorstellen. In seiner Einkaufs-City, so Baulöwe Richard Lugner, bekomme erst gar niemand einen Mietvertrag, der nicht garantiere, dass er auch sonntags bis 22 Uhr offen zu halten gewillt sei. Vor allem Möbel ließen sich an keinem Tag so gut verkaufen wie gerade am Sonntag.
Das ist Klartext. Wie lange werden da die politischen Beteuerungen halten, an eine Ausweitung der Sonntag-Öffnungszeiten sei nicht gedacht – und deswegen wäre es auch nicht nötig, den freien Sonntag in der Verfassung zu verankern? Österreichs Bischöfe haben bei ihrer jüngsten Frühjahrskonferenz eine Werbeaktion für den freien Sonntag beschlossen. Das Bewusstsein zu vertiefen, dass „die gemeinsame freie Zeit am Sonntag einen hohen gesellschaftlichen, kulturellen und psychologischen Wert hat", sei Ziel der Kampagne. Für die Christen gehöre der Sonntag als Tag der Auferstehung Christi zum zentralen Glaubensbereich.
Nur schade, dass dieses Anliegen durch eine andere Debatte verdrängt wurde. Religiöse Gefühle dürften nicht beleidigt werden. Der Anlass: ein geschmackloses Karikaturenbuch. Mindestens ebenso massiv werden religiöse Gefühle jedoch durch jene verletzt, die den Sonntag als Tag wie jeden anderen haben wollen – mit der Huldigung an den Umsatzgott. Das trifft alle, ob man will oder nicht. Aber davon sprach keiner mehr.