Nach 47 Arbeitsjahren ging er in den Ruhestand. Doch seit Wochen ist Hans Riedler unermüdlich unterwegs – für das Sozialstaat-Volksbegehren.
Das soziale Engagement liege ihm wohl im Blut, meint Hans Riedler (63). Schon als Kind hat er erfahren, was Not heißt. Als er fünf war, starb seine Mutter, der Vater war im Krieg, er kam zu einem Bauern und musste dort bei der Arbeit mit anfassen. Vom Vater lernte er, sich für andere einzusetzen. „Obwohl er nur ein einfacher Hilfsarbeiter war und wir sehr bescheiden leben mussten, hat mein Vater in den schwierigen Nachkriegsjahren als Betriebsrat oft seinen Kollegen geholfen.“
Nach einer Karosseriespenglerlehre machte Riedler neben dem Beruf die Abendmittelschule. In dieser Zeit lernte er seine zweite Familie, die Katholische Arbeiterjugend, kennen. Dort erlebte er ganz konkret, was der Satz von Cardijn bedeutet: Jede/r junge Arbeiter/-in ist mehr wert als alles Gold der Erde. „Für mich ist dort Kirche, wo der Mensch im Mittelpunkt steht und wo die Frohe Botschaft Jesu als Lebensmittel für die Menschen ernst genommen wird.“ Diese Kirche der Menschen weiterzuvermitteln war ihm als Diözesan- und Bundessekretär der KAJ, als Mitarbeiter der Katholischen Arbeitnehmerbewegung und als Leiter des Arbeitslosenprojektes B7 stets ein Anliegen.
Christsein bedeutet für Hans Riedler aber auch politisch sein. „Ein Christ kann nicht neutral sein, er muss Position beziehen.“ Diese Worte des Papstes auf dem Heldenplatz in Wien (1983) gelten für ihn auch jetzt, wenn er dafür eintritt, dass der soziale Wohlfahrtsstaat in Österreich nicht Stück für Stück abgebaut wird.