Man muss – erklärt der aus Österreich stammende Bischof bei den Indianern im Amazonas, Erwin Kräutler, immer wieder – lernen, die Welt mit den Augen der Armen zu sehen. Dann sieht man eine andere Welt.
Die Unterstützung des Sozialstaat-Volksbegehrens durch kirchliche Personen und Gruppen hat die Proteste nicht auf sich warten lassen. Das sei nicht Aufgabe der Kirche, man sehe doch, dass man damit nur einer politischen Seite zuarbeite. Und das sei – nach Ansicht der Protestierenden – die verkehrte. Betrachtet man – Erwin Kräutler folgend – die Sache mit dem Augen der Armen, so dürften poltische Überlegungen – und parteipolitische erst recht – kaum eine Rolle spielen. Was kann helfen, Menschen vor dem Graben der Not zu schützen, lautet dann die Frage. Ein Planen, ein Denken, aber vor allem ein Handeln zugunsten der Armen werden die Folge sein.
Es findet allerdings in der kommenden Woche noch eine zweite Art Abstimmung statt: Die Caritas-Haussammler/-innen beginnen mit ihrer Arbeit. Sie bitten um Spenden zugunsten der Hilfsbedürftigen im Land. Wer den Weg der Politik für einen Christen für unangebracht hält, hat die Möglichkeit, wenigstens diesen zweiten Weg zu wählen. Und niemand sollte meinen, eine Unterschrift allein wäre schon eine Sozialmaßnahme. Die Haussammlung ist die Probe, wie ernst es einem wirklich ist mit dem Sozialsaat – und was einem das Anliegen wirklich wert ist.