Irgendwann nerven alle Eltern. Doch manche Jugendliche erleben in der Familie Gewalt.
Marlene (Name geändert) ist nett angezogen und sitzt richtig brav da. Kaum vorstellbar, dass ihre Eltern Schwierigkeiten mit ihr haben könnten. Seit einer Woche wohnt sie im „Wàki“ – früher „Krisen- und Notschlafstelle für Jugendliche“. Jugendliche von 13 bis 18 Jahren sind dort willkommen, wenn sie daheim nicht mehr leben können. So wie Marlene. Sie ist zum zweiten Mal hier. „Meine Eltern haben mich geschlagen und mir keine Freiheiten gelassen“, sagt sie. „Ich durfte nach der Schule nirgendwo mehr hin.“ Marlene hat schon daran gedacht, sich umzubringen.
Hilfe für Marlene
Einmal hat sie die „Sondererlaubnis“ gekriegt, alleine spazieren gehen zu dürfen. Das hat Marlene auch wirklich vorgehabt, doch dann ist sie in eine Polizeistation geflüchtet. „Ich bin zuerst davor gestanden und hab zu heulen begonnen. Dann bin ich rein und die haben mir zum Glück geglaubt,“ erinnert sich die 15-Jährige. Die Polizisten haben sie zu Wàki gebracht. Mit einer Handtasche mit Fotos und etwas Geld ist Marlene dort eingezogen. Die Sozialarbeiter/innen von Wàki helfen den Jugendlichen, Sachen von den Eltern zu bekommen. „Manche sind froh, dass sie erfahren, wo ihr Kind ist“, sagt Richard Lehner-Ölweiner von Wàki, „oft sind die Jugendlichen vorher abgängig.“ Es passiert aber nichts ohne Einverständnis der Jugendlichen.
Nach einigen Wochen hat Marlene Heimweh bekommen. Sie war inzwischen mit ihren Eltern in Familiengesprächen und die Eltern haben versprochen, dass alles anders wird. Doch nach einigen Monaten ist Marlene während der Unterrichtszeit ins Wàki geflüchtet. Sie hat sechs Reisetaschen voller Sachen in der Schule deponieren dürfen. Freundinnen und Lehrer/innen helfen ihr. Sie möchte unbedingt das Gymnasium fertig machen. Ihr Traumberuf ist Stewardess. Zu ihren Eltern kann Marlene nicht mehr. „Sie sagen zwar, sie haben mich lieb, aber dann schlagen sie mich doch wieder.“ Da schafft es Marlene lieber alleine.
Wàki, Zufluchtsort für Jugendliche in Krisensituationen, Scharitzerstraße 5, 4020 Linz, Tel. 0732/60 93 48, E-Mail: waki@spattstrasse.at Homepage: www.spattstrasse.at Das Wàki ist für ganz Oberösterreich zuständig.