Der Erfolg von Jean-Marie Le Pen bei den französischen Präsidentschaftswahlen hat viele Europäer schockiert. Keine der Umfragen hat auch nur annähernd vorausgesagt, dass der rechtsextreme Populist auf dem zweiten Platz landen würde. Und es geschah nach einem spannungsarmen, uninteressanten Wahlkampf ohne Höhepunkte. Dass Le Pen seinen Erfolg landenkonnte, obwohl es schon relativ ruhig um ihn geworden war, macht zusätzlich stutzig.
Am 26. April ist der 16. Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe. Was nicht passieren hätte dürfen, geschah. Auf viele Generationen hinaus werden Menschen an den Folgen des Atomunfalles leiden. Tschernobyl und die europäische Politik haben eines gemeinsam: Es gibt keine garantierten Sicherheiten. Immer öfter ist nach einem „Wahlsonntag“ von einem „Erdrutschsieg“ die Rede. Ob in Sachsen-Anhalt oder in Frankreich – eine einzige Wahl verändert die politische Landschaft oft massiv. Und oft schlägt das Pendel bei der nächsten Wahl schon wieder ins Gegenteil.
Der Wahlerfolg von Le Pen wird Frankreich nicht ernsthaft gefährden. Nach dem zweiten Wahlgang wird die Situation eine andere sein. Die Pendelbewegungen bei europäischen Wahlen sind dennoch gefährlich: Was ist, wenn ein Pendel zu weit ausschlägt? Sicherheit vor einem politischen Super-Gau gibt es nicht. Man muss um sie Sorge tragen.