Er gilt als der Sonderdiplomat für brisante Missionen: Roger Etchegaray. Im Streit um die Geburtskirche in Bethlehem hat der Kardinal den Weg für eine friedliche Lösung geebnet.
Als am Dienstag vergangener Woche Roger Etchegaray nach Rom zurückkehrte, machte es den Eindruck, als sei der Sonderbeauftragte des Papstes unverrichteter Dinge aus Bethlehem abgereist. Zwar hatten Israels Staatspräsident Mosche Katzav und Palästinenserpräsident Yassir Arafat den vatikanischen Krisenmanager empfangen. Aber die Tür zum Amtssitz von Premier Ariel Scharon blieb dem 79-jährigen Franzosen ebenso verschlossen wie die „Tür der Demut“, dem 1,2 Meter hohen Eingang in die Geburtsbasilika. Dabei wollte Etchegaray die Region nicht verlassen, ehe er mit den eingeschlossenen Franziskanern einen Gottesdienst gefeiert hatte. Doch unter Hinweis auf das Kriegsrecht verweigerte ihm die israelische Armee den Zutritt.
Drei Tage nach der scheinbar erfolglosen Mission Etchegarays und dem 40. Tag der Krise wurde das Drama unblutig beendet. Daran hat die Europäische Union und der Beitrittskandidat Zypern wesentlich mitgewirkt. Dass Europa derart mutig zur Entspannung beiträgt – erstmals seit 20 Monaten lösten Israelis und Palästinenser ein Problem gewaltfrei –, führen Beobachter auf das Geschick des charismatischen Basken zurück. Der Drahtzieher Etchegaray seinerseits jedoch meint wie in der Rolle eines Unbeteiligten: „Ich gratuliere den Verhandlern, die diese schwierige Aufgabe mit vielen Hindernissen gemeistert haben.“ Und am Sonntag war er schon wieder in Bethlehem, um mit Tausenden Gläubigen Gott für das gute Ende der Krise zu danken.