Nicht nur mit der Frage, ob ihre Geldanlagen sicher genug angelegt wären, mussten sich die Aktionäre der OMV-Hauptversammlung letzten Freitag in Wien beschäftigen. Aktivisten von Menschenrechtsgruppen wiesen bei dieser Versammlung der Österreichischen Mineralöl-Verwaltung auf den Zusammenhang zwischen der Ölförderung und krasser Menschrechtsverletzungen sowie von Kampfhandlungen im Südsudan hin. Etwa 50.000 Vertriebene sollen in jenen Gebieten leben, in denen auch die OMV das kostbare Öl aus dem Boden holt.
Immerhin gab es seitens der Geschäftsführung das Eingeständnis, man sei sich der kritischen Situation bewusst. Gerade ein „ausländischer“ Konzern könnte sein Gewicht ausspielen, indem er auf Wahrung der Menschenrechte pocht. Menschenrechte wurden ja gerade deshalb oft mit Füßen getreten, weil man den Wirtschaftskonzernen leichtere Bedingungen schaffen wollte. Zu hoffen ist, dass die OMV ihre Unternehmenspolitik an humanitären Grundsätzen orientiert. Sie sollte dabei nicht nur an ihre Aktionäre denken –Hauptaktionär ist übrigens der Staat Österreich –, sondern an jene „Mitaktionäre“, die ebenfalls zu den Nutznießern zählen: Mit jedem Tankstopp stellt sich auch die Frage der Gerechtigkeit. Es kann nicht sein, dass hierzulande Öl aus den Hähnen fließt, während anderswo – im selben Zusammenhang – Blut im Boden versickert. Nicht nur an saubere Umwelt sollte man denken, sondern auch an gerechte Bedingungen.