Wieder einmal hat es Brasilien dem Rest der Welt gezeigt: im Fußball sind sie einsame Klasse. Mit seinen beiden Treffern gegen Deutschland im Endspiel hat Ronaldo einmal mehr sein spielerisches Talent unter Beweis gestellt. Doch er alleine hätte dem Land auch nicht zum fünften WM-Titel verholfen – das gesamte Team war Weltklasse. Entsprechend enthusiastisch wurden sie denn auch bei ihrer Rückkehr in Rio und São Paulo empfangen. Da bleibt mit den Worten des brasilianischen Bischofs Demétrio Valentini den 170 Millionen Landsleuten nur noch eines zu wünschen: das Fußballfieber möge sich nun in ein Sozialengagement verwandeln. Denn „beim wirklichen Match, nämlich der Konfrontation mit den nationalen Herausforderungen, sind es wir alle, die aufs Spielfeld gehen müssen.“
Walter Achleitner
Fehlende Konzepte
Seit Antritt der Bundesregierung gibt es ernsthafte Probleme mit der Finanzierung der Krankenkassen. Weil er die triste Lage erst nach der Wahl einbekannt hat, musste Hans Sallmutter auch den Präsidentensessel im Dachverband der Sozialversicherungen räumen. Man warf ihm vor, nicht rechtzeitig – vielleicht unpopuläre – Reformen eingeleitet zu haben. Seither sind viele Monate vergangen, es wurde viel über die kranken Kassen und die Finanzierung des Gesundheitssystems gesprochen. Ein mittelfristiges Konzept, wie die steigenden Gesundheitskosten sozial verträglich in den Griff zu bekommen sind, gibt es immer noch nicht. Dafür greift man jenen Kassen, die Vorsorge für die wachsende Zahl älterer Menschen getroffen haben, in die Taschen. Wer Verantwortung so belohnt, saniert das Sozialsystem nicht, sondern ruiniert es.