Auf den Spuren Graf Joachim Enzmilners in Münzbach und Altenburg
Ausgabe: 2002/27, Grafeneder, Pfarrer Josef Grafeneder, Münzbach, Hostienbäckerei, Hostien, Landesausstellung, Enzmilner, Graf Joachim Enzmilner
02.07.2002
- Josef Wallner
Pfarrer Josef Grafeneder
in der Hostienbackstube des ehemaligen Dominikanerklosters von Münzbach. Ein Trakt des 1661 von Graf Joachim Enzmilner gegründeten Klosters ist heute Pfarrhaus. Pfarrer Grafeneder hat in den renovierten Barockräumen eine sehr sehenswerte Ausstellung über das Wirken der Dominikaner gestaltet. Die Ordensmänner waren als Pfarrer und Aushilfspriester in der Region tätig, als Professoren am – ebenfalls vom Grafen gestiftete – Alumnat und als Beichtväter im Dominikanerinnenkloster in Windhaag. Weiters betreuten sie die berühmte Bibliothek Enzmilners. Bis zur Klosteraufhebung 1784 lebten 284 Ordensmänner in Münzbach. Die Ausstellung in Münzbach ist bis 3. November täglich von 9 bis 11 und 14 bis 16 Uhr zu besichtigen.
Dass die Bevölkerung Nieder- und Oberösterreichs in ihrer Mehrheit katholisch ist, ist wesentlich das Werk des Gegenreformators Graf Joachim Enzmilner.
Gab es bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts in Ober- und Niederösterreich noch große evangelische Gemeinden, hat sich das mit dem Einsatz des Grafen Enzmilner grundlegend geändert. Der zugewanderte Schwabe organisierte im Auftrag des Kaisers die Rekatholisierung der Bevölkerung. Von kaiserlichen Dragonern begleitet, ging er nicht zimperlich gegen die Protestanten vor. Allein für das Waldviertel kann er nach zweijähriger Arbeit 22.000 „neu bekehrte“ Personen präsentieren. Die sich nicht seinem Diktat beugten, mussten das Land verlassen. Die Besitztümer der Auswanderer, die Enzmilner als Schnäppchen erwerben konnte, bildeten den Grundstock für seinen unermesslichen Reichtum.
Der Graf ließ sich in Windhaag bei Perg nieder und baute sich dort das prunkvollste Barockschloss Oberösterreichs: Neben Gemäldegalerien, Münz- und Edelsteinsammlungen war die Schlossbibliothek mit 16.000 Bänden das Glanzstück des Hauses. Die Bücher bilden den Grundstock der Wiener Universitätsbibliothek. Ganz im Gegensatz zu den Prachtbauten pflegte er persönlich einen einfachen Lebensstil, bezeugen Zeitgenossen. Von Eva Madgalena, seinem einzigen Kind, wird der Graf als frommer Mensch beschrieben, der täglich die Messe hörte. Und auf Reisen soll er sein katholisches Bekenntnis durch lautes Beten des Rosenkranzes demonstriert haben.
Neben dem Dominkanerkloster in Münzbach (siehe oben) gründete er auch in Windhaag ein Dominikanerinnenkloster, um die Tochter – eine Ordensfrau – in seiner Nähe haben zu können. Ironie des Schicksals: Unverzüglich nach dem Tod des Grafen im Jahr 1678 ließ Eva Magdalena als Erbin das Schloss bis auf den letzten Ziegelstein wieder abtragen – nur sieben Jahre nach Vollendung des Gebäudes. Mit den Materialien errichtete sie ein größeres Kloster. Die Tochter mag die Frömmigkeit vom Vater geerbt haben, seine wirtschaftliche Ader aber nicht. Von Anfang an bis zur Auflösung 1782 war die Gemeinschaft über beide Ohren verschuldet.
Graf Enzmilner ist in der Kirche (Gruft unter dem Altarraum) von Münzbach begraben. Noch zu Lebzeiten ließ er ein Keno-taph anfertigen, das in einer Seitenkapelle der Kirche zu sehen ist. Das Grabmal zeigt ihn liegend mit dem Rosenkranz in den Händen.Im Schulhaus und in der Kirche von Altenburg (Nähe Windhaag) führt eine Ausstellung in das schillernden Leben des Grafen ein: unerbittlicher Gegenreformator und liebevoller Vater, Machtmensch und tief gläubiger Katholik. Zusätzlich zur Ausstellung sind die Fresken der Altenburger Kirche sehr sehenswert.
Josef Wallner
Die Schau in Altenburg ist bis Oktober täglich von 9 bis 11 und von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Informationen unter Tel. 07264/42 55 und www.windhaag-perg.at