Kaum jemand kennt das Spannungsverhältnis im Nahen Osten so gut wie Dr. Gudrun Krämer. Bei der Ökumenischen Sommerakademie im Stift Kremsmünster ist sie diese Woche Gast.
Sie spricht Arabisch, Englisch und Französisch – neben ihrer Muttersprache Deutsch natürlich. Sie liest und versteht auch Hebräisch, Persisch, Türkisch, Russisch, Spanisch, Italienisch und Latein. Ihr Thema ist einer der Hauptbrennpunkte der Weltpolitik: der Nahe Osten. Er ist die Berührungsregion zwischen westlichem und orientalischem Lebensgefühl. Die drei Eingott-Relgionen Judentum, Christentum und Islam treffen dort aufeinander. Univ.-Prof. Gudrun Krämer gilt als eine der besten Kennerinnen der Tiefendimension dieser Schnittfläche der Kulturen und des damit verbundenen Konfliktpotentials. Die promovierte Islamwissenschafterin lehrt heute an der Freien Universität Berlin. Gastprofessuren hatte sie jedoch auch schon in Kairo, in Paris und Bologna. In der Friedens- und Konfliktforschung gilt sie als gefragte Expertin. Mit dem Buch „Die Geschichte Palästinas. Von der osmanischen Eroberung bis zur bis zur Gründung des Staates Israel“ hat sie die Hintergründe des Nahostkonfliktes aufgezeigt. Der Konflikt ist ohne den religiösen Hintergrund nicht zu verstehen. Schließlich ist Israel Heiliges Land – für Juden, Chrsiten und Muslime.
Mit der Frage nach der Gerechtigkeit allein wird man die Situation nicht mehr in den Griff bekommen, vermutet Krämer. Doch ein „vernünftiger Friede“ ist möglich, meint sie – und appelliert zu einem solchen. M. Fellinger