Ausgabe: 2002/29, Politik, Lektion, Altersvorsorge, Aktienkurse;
16.07.2002
- Hans Baumgartner
D ie Börsenkurse sinken und sinken. Zuerst war es der 11. September, der für den Kurseinbruch herhalten musste. Jetzt haben den „Schwarzen Peter“ die Manager und Steuerprüfer, die aus Habgier, Fahrlässigkeit oder einfach, um ihren Job zu retten, die Bilanzen geschönt und damit das Vertrauen der Anleger missbraucht haben.
Ü ber die Mitschuld jener, die jahrelang vor lauter Verehrung für die heilige Kuh „freier Markt“ den Konzernbossen zu wenig auf die Finger geschaut haben, darüber wird schon weniger laut gesprochen. Und nur ganz wenige, wie etwa Stefan Schulmeister, weisen darauf hin, dass der Finanzmarkt nach einem falschen Muster gestrickt wurde. Wenn jahrelang die Aktienkurse im „Goldrausch“ in eine Höhe hinaufgeschaukelt wurden, die keinem realen Produktionswert mehr entsprachen, soll sich niemand wundern, wenn der Luftballon jetzt platzt, meinte unlängst der Wirtschaftsforscher.
E s könnte den meisten von uns ja egal sein, wenn ein paar Spekulanten nun ihr Geld verlieren. So einfach ist es aber nicht! Denn es trifft auch viele Millionen Kleine, deren mühsam angesparte Altersvorsorge mit den Aktienkursen dahinschmilzt. Deshalb sollte man dreimal überlegen, ehe man auch bei uns Abfertigungsgelder oder gar einen Teil der Alterssicherung diesem System anvertraut. Und man sollte auch bedenken, dass ein Teil der Arbeitslosigkeit darauf zurückzuführen ist, dass Unternehmen ihr Geld lieber in Aktien angelegt haben als in ihre Betriebe zu investieren. Der Markt braucht menschliche Regeln, forderte der Papst. Wann aber lernt die Politik diese Lektion?