Ob die Zeit der alten Betriebsratskaiser für die österreichische Wirtschaft gut war, wird heute nicht nur von den Anhängern der liberalen Marktwirtschaft bezweifelt. Zu viel Geld wurde in verstaatlichten und staatsnahen Betrieben „verbrannt“, ohne letztlich die Arbeitsplätze zu retten. Viel an Modernisierung wurde verschlafen, die dann umso heftiger ihr Recht forderte. Es ist gut, dass beide Seiten, Politiker wie Arbeitnehmervertreter, diese Lektion gelernt haben. Ob man aber gleich so weit gehen musste, dass die Politik jahrelang ohne ernste Gegenwehr zusieht, wie den „Gesetzen des Marktes“ ein erfolgreicher Reifenproduktionsstandort scheibchenweise geopfert wird, ist mehr als fragwürdig. Die Verzweiflung der Sempertitarbeiter sollte zumindest ein Nachdenken auslösen, ob die Regeln des Marktes in Europa noch sozial verträglich sind oder ob die „soziale Marktwirtschaft“ zum Auslaufmodell wird.