Ledige Kinder haben keine Rechte. Johanna ist 13 Jahre alt. Sie lebt als Ziehkind auf einem Bauernhof im Burgenland. Eines Tages wird sie nach Norden gehen, über den Semmering, und etwas lernen, am liebsten Schneiderin. Dann würde keiner mehr fragen, ob sie ehelich oder unehelich geboren worden ist. Johanna hat schon in der Schule gelernt, dass jeder seinen Preis hat und seinen Wert im Dorf. Die Ziehschwester wird im nächsten Jahr heiraten und den Hof übernehmen. Dann muss Johanna fort. Aber die Versprechen werden gebrochen. Johanna wird von einem Bauern aus dem Armenhaus abgeholt . Bei ihm muss sie als „Dirn“ arbeiten.Das Buch schildert das Schicksal eines Mädchens in den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts. Johanna erlebt die Bräuche und Riten am Land, sie bemerkt politische Diskussionen und Schlägereien deswegen, aber wer nichts wert ist, bekommt auch eines nicht: Wissen. Sobald sie sich für Politik interessiert, sagen die Bauersleute: „Das ist nichts für dich.“ Doch dann gibt es einen, der ihr sagt, dass nicht sie es ist, die dumm ist. Renate Welsh hat für „Johanna“ 1980 den deutschen Jugendliteraturpreis bekommen. Nun wurde wieder aufgelegt.
Renate Welsh: Johanna, Oetinger Auslese, ca. e 8,–, ab 12.