Sie sind jung, 14 bis 18 Jahre alt, und nach Österreich geflohen. Schlepper haben sie hierher gebracht.
Unbegleitet, also ohne erwachsene Angehörige, sind sie nach Österreich gekommen. Ein normales Leben aber erwartet sie hier noch lange nicht. Auch wenn ihnen längere Schubhaft erspart bleibt, sind ihre Perspektiven vielfach nicht klar. Vor etwa einem Jahr, im Oktober 2001, begann die Volkshilfe ein vom Innenministerium auf ein Jahr befristetes Projekt, das sich dieser unbegleiteten Jugendlichen annimmt. „Clearingstellen“ heißen die entsprechenden Einrichtungen, in denen die jugendlichen Flüchtlinge wohnen können und von Sozialarbeiter/ innen betreut werden. Bei der Ankunft gibt es für alle ein Grundversorgungspaket (Bettwäsche, Essgeschirr, Hygieneartikel). In der Zeit ihres Aufenthaltes (durchschnittlich drei Monate) sollte sich klären, wie es weitergeht: Haben sie Familienangehörige in Österreich oder Europa? Haben sie traumatische Erfahrungen (Verfolgung, Flucht) zu verarbeiten? Brauchen sie medizinische oder psychische Betreuung? Eine dieser Clearingstellen ist in Linz-Urfahr. Hier arbeiten vier Sozialarbeiter/innen und ein Zivildiener. Sie betreuen derzeit 17 junge Asylwerber, Burschen und Mädchen. Deren Herkunftsländer sind Vietnam, Georgien, Moldawien, Afghanistan und einige afrikanische Länder. Die erst vor kurzem angekommenen Vietnamesen waren zweieinhalb Monate unterwegs. Über ihre Fluchtroute kann kaum einer der Betreuten etwas sagen. Meist waren sie auf Schiffen unter Deck oder auf Lastwägen versteckt. Die Schlepper haben sie auch instruiert: Keine Dokumente, keine Hinweise auf persönliche Identität. So ist die Gefahr gering, wieder ins Herkunftsland oder in das Land abgeschoben zu werden, von dem aus die Asylwerber illegal nach Österreich eingereist sind.
Asylverfahrendauern zu lange
Unbegleitete Jugendliche sollen binnen zwölf Stunden, nachdem sie von den Behörden aufgegriffen worden sind oder sich bei diesen gemeldet haben, in eine Clearingstelle überstellt werden. Manche machen sich jünger als sie sind, um in den Genuss der für Jugendliche verbesserten Betreuung zu kommen. Die Clearingstellen sind zeitlich begrenzte Überbrückungs- und Klärungsstellen. Es gibt aber zu wenig Einrichtungen, wohin die Jugendlichen nachher gehen könnten (Jugendwohlfahrt, Kinder- und Jugendwohnheime ...). Zudem dauern die Asylverfahren durch die heillose Unterbesetzung der Asylbehörden viel zu lange und sind meist noch nicht entschieden, wenn die Jugendlichen aus den Clearingstellen wieder ausziehen, berichtet Efgani Dönmez, Sozialarbeiter in der Clearingstelle Linz.
Humanitärer Aufenthalt
Die ursprüngliche Absicht, durch die Clearingstellen die Zahl der Asylanträge zu verringern (weil den Jugendlichen Alternativen bewusst werden), hat sich nicht erfüllt. Vor allem auch deshalb, weil die Schlepper ihre „Schützlinge“ gleich zum Bundesasylamt bringen, wo sie Asylanträge stellen, bevor noch in den Clearingstellen informiert und beraten werden kann. Außerdem mangelt es an Alternativen, beklagt Efgani Dönmez. Nur wer um Asyl ansucht, hat eine Chance auf längeren Verbleib in Österreich. Die Möglichkeit des humanitären Aufenthalts wäre eine Alternative. Dazu aber bräuchte der Antragsteller Dokumente. Und die hat er – siehe weiter oben – auf Rat der Schlepper zurückgelassen oder weggeworfen.