Mit Rowan Williams bekommt die anglikanische Kirche einen Vorsitzenden, der mit vielen gut kann und dennoch eine klare Linie hat.
Zwar hat ihn die englische Königin auf Vorschlag des Ministerpräsidenten ernannt, Rowan Williams will aber dennoch eine größere Trennung von Kirche und Staat. Er hält es nicht mehr für zeitgemäß, dass die „Kirche von England“ am Gängelband der Politik hängt. Dass Toni Blair den von der königlichen Ernennungskommission erstgereihten Williams zum Erzbischof von Canterbury vorgeschlagen hat, obwohl dieser den Ministerpräsidenten wegen seiner Sozial- und Kriegspolitik wiederholt scharf kritisiert hat, unterstreicht auch den Ruf dieses Kirchenmannes. Rowan Williams gilt als hervorragender Theologe, der an den Eliteschulen Oxford und Cambridge unterrichtet und theologische „Bestseller“ veröffentlicht hat. Gleichzeitig verfügt er, so der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu, über eine unvergleichliche Art, auf Menschen aller Schichten zuzugehen, sowie eine tiefe Spiritualität. Seine zwei Bände mit (geistlichen) Gedichten werden auch von vielen am Rand der Kirche geschätzt. Williams selber wiederum schätzt das Gespräch mit kirchenfernen Wissenschaftlern und Künstlern als Herausforderung, um als Kirchenmann die Kultur von heute besser zu verstehen. Als Bischof von Monmouth hat sich der 52-jährige Waliser in seiner Diözese und in der anglikanischen Welt den Ruf eines fortschrittlichen (Frauenweihe) und weltoffenen Hirten erworben. Gleichzeitig ist ihm die Orientierung der Gläubigen an den Grundlagen des Glaubens ein großes Anliegen.