Bischof Paolo Magnani ist es gelungen, die Besetzung des Domes von Treviso zu beenden. Diese hatte zur Kraftprobe zwischen Lega Nord und der katholischen Kirche geführt.
Bischof Paolo Magnani wollte die 71 obdachlosen Marokkaner am vierten Tag ihrer Besetzung ermutigen. Am vorletzten Sonntag brachte er den 21 Kindern Süßigkeiten, für 50 Erwachsene hatte der 75-Jährige zuversichtliche Worte: „In zwei bis drei Tagen wird es eine Lösung geben.“ Indes ganz andere Pläne verfolgte Giancarlo Gentilini, der Bürgermeister der norditalienischen Stadt, ein Mitglied der „Lega“, der international bisher durch Freundschaftsbezeugungen für Jörg Haider in Erscheinung getreten ist. Gentilini wollte Frauen und Kinder sofort ausweisen, weil sie den Dom „profaniert“ hätten. Dabei hatten die 18 Familien dort Zuflucht gesucht, nachdem sie am selben Tag unter massivem Polizeiaufgebot aus den baufälligen „Volkswohnhäusern“ delogiert worden waren. Zwar stehen in der Industriemetropole genügend Wohnungen leer, aber niemand will an die zum Teil seit über 20 Jahren im Veneto lebenden Immigranten vermieten.
Vor einer „Verwässerung der venezianischen Rasse“ hatte Hardliner Gentilini gewarnt. Hinter den Besetzern stecke gar eine „bolschewistische Verschwörung“. Magnani jedoch, der sein Gästehaus in den Dolomiten mehrfach für den Sommerurlaub des Papstes bereitgestellt hatte, ist es Mitte der Vorwoche gelungen, für die Einwanderer in der Kathedrale richtige Wohnungen zu finden. Italiens „Repubblica“ meinte daraufhin: „Treviso kann stolz auf seinen Bischof sein und sollte sich für seinen Bürgermeister schämen.“ Walter Achleitner