Er ist einer der ganz wenigen Experten für den christlich-islamischen Dialog, der ihn durch 1300 Jahre kennt. Nun kommt der Jesuit Samir Khalil Samir nach Österreich.
Mit seinem bisher akribisch zusammengetragenen Wissen zählt Samir Khalil Samir zu jenen, von denen selbst österreichische Universitätsprofessoren meinen, dass sie noch etwas gelernt haben. Und zwar nicht nur durch sein betont einfaches Auftreten. Denn der 64-jährige Jesuit gilt als der weltweite Experte unter einer Handvoll Wissenschafter, die sich mit den Grundlagen des Dialogs zwischen Christentum und Islam beschäftigen: den Schriften des arabischen Christentums. Ausgangspunkt seiner Forschungsarbeit war die Begegnung mit dem deutschen Priester und Orientalisten Georg Graf (1875–1955), der eine unentbehrliche Grundlage zu dem heute so aktuellen Thema schuf. „Da dachte ich mir, ich will ein kleiner Graf werden“, erzählt Samir. Als Gründer des Dokumentationszentrums für arabisch-christ-liche und islamische Forschung (CEDRAC) fördert er laufend Texte zu Tage, die christliche Theologen in arabischer Sprache verfassten, nachdem ihre Heimat islamisiert worden war. So wurden schon im 7. Jahrhundert jene Fragen gestellt, die den Christen heute unter den Nägeln brennen. Vor allem aber zeigt der gebürtige Ägypter, der sieben Jahre am Nil für Alphabetisierung und soziale Entwicklung gearbeitet hat, dass ein Dialog seit 1300 Jahren besteht. In Beirut, wo er seit 25 Jahren Professor an der Universität St. Joseph ist, übt der Jesuit den Dialog: Er nimmt teil an einem Lehrplan, wo ein chrislicher und ein muslimischer Dozent gemeinsam Studenten beider Religionen ausbilden.Walter Achleitner