Jubelstimmung war nicht zu vernehmen – auch nicht bei jenen, die seit Antritt der Schüssel-Riess-Passer-Regierung kein gutes Haar an dieser gelassen haben. Dass nun gerade jener Flügel der Freiheitlichen, der die Zusammenarbeit in der Regierung ermöglicht hat, einbekennen musste: „Es geht nicht mehr!“, hat betroffen gemacht. Der Rückzug am Sonntag Abend verdient Respekt. Es wird nun an den Österreichern selbst liegen, was sie von jenem unwürdigen Spiel zwischen völligem Rückzug in der einen Woche und dem Griff nach der Macht in der nächsten halten.
Es ist nicht nur die Frage, welchen Personen man in der Politik Verantwortung zumuten kann, sondern auch, mit welchen Mitteln Politik getrieben wird. Dass gerade die selbsternannten Saubermänner in die Schmutzkübel billigen Taktierens greifen, hat sich am Beispiel des Machtwechsels in der FPÖ gezeigt. Es bleibt zu hoffen, dass sich jene durchsetzen, die nicht nur mit den egoistischen Trieben der Menschen kalkulieren, sondern jene, die ihnen auch etwas zumuten.
Die christlichen Kirchen Österreichs versuchen im Rahmen des Projektes „Sozialwort“ den Blick auf jene Bereiche zu lenken, wo Menschen tatsächlich benachteiligt sind. Die immer wieder das Wort vom „kleinen Mann“ im Munde führen, kapseln sich nur zu gerne vor den wirklich Bedürftigen ab. Eine neue Koalition, wie immer sie aussehen mag, sollte nicht mit den primitiven Gefühlen, sondern mit dem Großmut der Menschen rechnen.