Ausgabe: 2002/39, Bergner, Kopf der Woche, UN, UN-Waffeninspektor, Giftgas, Waffen, Irak, Iran
24.09.2002
- Walter Achleitner
Bernd Bergner (35) war für die UNO sechs Monate im Irak tätig. Den erneuten Einsatz der Waffeninspektoren bezeichnet der Hauptmann als die „Suche nach der Nadel im Heuhaufen“.
Wenn diese Woche in Wien über die Rückkehr der UN-Waffeninspektoren in den Irak verhandelt wird, „dann hat die UNO eines erreicht“, meint Bernd Bergner: „Dass den USA der Wind aus den Segeln genommen und die rasche militärische Eskalation eingebremst wird.“ Doch die Erfolgsaussichten für jene, die unter dem blauen Banner nach Bagdad reisen sollen, schätzt der Kärntner gering ein. Zwar seien noch Fragen offen geblieben, als der Irak die Zusammenarbeit mit der UNO nach US-Luftangriffen im Dezember 1998 eingestellt hatte. Doch die Klärung dieser „Fragezeichen“, wie Bergner sie verniedlichend nennt, rangiere für ihn weit hinten auf der Liste möglicher Angriffsursachen. Persönlich ist der Militär überzeugt, „dass es um den Regimewechsel geht“. Gehe es nur um die mögliche Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak, dann werde anderen Staaten gegenüber mit ungleichem Maß gemessen, so der Bundesheerexperte für atomare, biologische und chemische Waffen.
Demgegenüber verlief Bergners Irak-Einsatz höchst erfolgreich. Von Jänner bis Juni 1994 war der Offizier auf dem Gelände der Chemiewaffenfabrik Muthanna, 120 Kilometer nordwestlich von Bagdad eingesetzt. Er überwachte die Vernichtung von 50.000 Fliegerbomben, Granaten und Raketen, von 480.000 Litern Haut- und 83.000 Litern Nervenkampfstoff. Schon damals begleitete Hauptmann Bergner die Verantwortung, dass der Job zwischen Krieg und Frieden entscheiden kann. Aber auch das Gefühl war dabei, „im Ernstfall wie eine Maus in der Falle“ zu sitzen.
Walter Achleitner
„Der Irak wird jahrelang mit einem Embargo geknechtet. Gleichzeitig rüstet der Iran massiv im Bereich der Massenvernichtungswaffen auf, und da sagt niemand etwas.“
Hauptmann Bernd Bergner, ABC-Abwehroffizier im Stabe