Nein. Es ist nichts passiert. Wenn am 5. Oktober zwischen zwölf und ein Uhr Mittag drei Minuten im Dauerton die Sirenen heulen, dann ist es nur Übung. Statt der gewöhnlichen samstägigen 15-Sekunden Sirenenprobe wird man an diesem Tag das Spektrum der Warnsignale hören: Drei Minuten Dauerton für „herannahende Gefahr“, eine Minute Auf- und Abschwellen für „Gefahr“ und eine Minute Dauerton für „Entwarnung“. Nur eine Übung? Wer bei der jüngsten Hochwasserkatastrophe den Ernstfall erlebt hat weiß, wie wichtig eine Übung ist. Wer sie vernachlässigt, wird im Ernstfall schlecht gerüstet sein.
Vielleicht sollte man während des Probealarms nicht nur an Feuer, Wasser oder gar die Gefahr von radioaktiver Verstrahlung denken. Es gibt andere, schleichend herannahende Gefahren, auf die man sich einstellen muss.
Die bevorstehende Osterweiterung bedarf der Übung. Die „herannahende Gefahr“ besteht allerdings nicht im Öffnen der Grenzen, sondern im Dichtmachen der Grenzen – wie manche es im Zuge des beginnenden Wahlkampfes propagieren.
Drei Minuten Dauerton verdient auch die Selbstverständlichkeit, mit der die Kriegsdrohungen gegen den Irak hingenommen werden. Aber man muss nicht „nur“ an die große Weltpolitik denken. „Herannahende Gefahr“ gilt auch in der Kirche, wenn die Zeichen der Zeit nicht erkannt und gedeutet werden – und die Christusbotschaft so vielen nicht entgegenkommt.
„Herannahende Gefahr“ gilt auch in der Kirche, wenn die Zeichen der Zeit nicht gedeutet werden.