Schülerinnen aus Amstettens höheren Schulen vermittelten ein Jahr lang 75 Ausländer/innen die Grundkenntnisse der deutschen Sprache.
„Meine Sprachklasse ist deutlich braver als unsere eigene Schulklasse“, meint Carola Haider schmunzelnd. Die HAK-Schülerin unterrichtet gemeinsam mit einer Freundin einmal wöchentlich Deutsch. Die Idee zu diesem Sprachkurs für Ausländer/innen hatte die Pax-Christi-Gruppe Amstetten. Das Echo war bei beiden Zielgruppen überwältigend. Lehrer und Schülerinnen begeisterten sich für das Projekt und nach 75 Anmeldungen ausländischer Mitbürger musste die Aufnahme sogar gestoppt werden. Menschen aus zwölf Nationen – von Russland bis zum Jemen, von Bosnien bis China – nahmen im Schuljahr 2001/2002 an dem kostenlosen Sprachunterricht teil. Für Pax Christi war es wichtig, dass die österreichischen Jugendlichen mit Ausländern in Kontakt kamen. Daher standen die Schülerinnen – insgesamt fünfzehn junge Frauen – einmal in der Woche als Lehrerinnen in den Klassen. Ihre eigenen Lehrer unterstützen sie lediglich bei der Unterrichtsvorbereitung und standen für die Qualität des Kurses gerade. Die Amstettener Schulschwestern stellten für das Projekt ihre Fachschule für wirtschaftliche Berufe zur Verfügung, übernahmen die Kosten für Heizung und Reinigung und sprangen auch als Babysitterinnen ein, wenn Kursteilnehmerinnen für ihre Kinder keine Betreuung fanden. Dass Carola Haider mit ihrem Einsatz Menschen helfen kann, ist die eine Seite, die andere: „Mir macht es Spaß Menschen kennen zu lernen und von fremden Kulturen zu erfahren.“Eine von Carolas Schülerinnen ist Doime Akdemir. Die Türkin lebt seit drei Jahren in Österreich. Ihr Mann arbeitet in einer Bäckerei, sie kümmert sich um den Haushalt und die drei Kinder: „Ich war von Anfang an beim Kurs dabei. Nach beinahe einem Jahr traue ich mir beim Einkaufen schon ein wenig Deutsch zu sprechen.“ Auch der Kontakt mit den österreichischen Nachbarn beginnt nun langsam zu wachsen. Begleitet wird Frau Akdemir von ihrem Sohn Ahmed. Er besucht die 4. Klasse Volksschule, spricht blendend Deutsch und unterstützt seine Mutter beim Erlernen der Sprache. Welch hohes Niveau der Sprachkurs hatte, zeigt die Reaktion des Innenministeriums. Mit der Absolvierung des Kurses haben die Teilnehmer/innen die Vorschrift erfüllt, die Ausländer verpflichtet, sich Sprachkenntnisse zu erwerben. Die Politik ist auch der Grund, warum Pax Christi mit Herbst keinen neuerlichen Unterricht anbietet: „Wenn die Regierung schon Sprachkurse zur Verpflichtung macht, dann muss sie selbst für ein flächendeckendes, professionelles Angebot sorgen.“ Da möchte Pax Christi mit einem kostenlosen Kurs nicht anderen Organisiationen in die Quere kommen.