Ausgabe: 2002/41, Leitartikel, Friede, Saddam, USA, Bush
09.10.2002
Vor Rauch flüchten die Tiere – aus Instinkt. Eine gewaltige schwarze Rauchsäule zog am Sonntag über das Meer vor der Küste des Jemen. Ein französischer Öltanker brannte. Ein Anschlag wird vermutet, ausgeführt mit einem kleinen Boot.
Im Zusammenhang mit dem Kriegsrüsten um den Irak macht diese Rauchsäule noch betroffener. Da geht es nicht nur um die Umwelt – das wäre schon schlimm genug. Hier brennt eine der Hauptverbindungsadern der westlichen Welt mit den arabischen Ländern: Das Öl und das damit verbundene Geschäft. Der brennende Tanker macht deutlich, wie empfindlich diese Adern sind.
Leider sind die Stimmen, die nach dem 11. September 2001 nach einer Verbesserung des Verhältnisses mit der arabisch-muslimischen Welt riefen, nicht laut genug gewesen. Sie haben sich nicht durchgesetzt. Das Drängen auf eine Entscheidung durch einen Krieg wird statt dessen immer lauter. Aber es geht nicht nur um Massenvernichtungswaffen, die man eventuell mit einem Militärschlag ausschalten will. Wenn der Hass in den Seelen festsitzt, wird nach dem Krieg kein Friede kommen.
Eine Verbindung auf der Basis des im übrigen höchst brennbaren Öls wird nicht tragfähig bleiben. So bleibt nur die Hoffnung auf eine „feuerbeständige“ Basis für einen Frieden. Gute Diplomatie, respektvoller Umgang wären Voraussetzung. Das ist nicht einfach, denn viele Millionen von irregeführten Menschen müssen überzeugt werden. Saddam ist nur einer. Und dann?