Nach einem Jahr als Friedensdienerin in Kroatien kehrte Elke Kastner im Sommer nach Österreich zurück. Sie hat in Vukovar in einem Jugendzentrum gearbeitet und dafür den Solidaritätspreis der Kirchenzeitung erhalten.
Vukovar ist nicht nur äußerlich kaputt. Das Zusammenleben von serbischer und kroatischer Bevölkerung ist auch elf Jahre nach der Zerstörung der Stadt im Krieg im früheren Jugoslawien geprägt von Ausgrenzung und gegenseitiger Schuldzuweisung. Im Jugendzentrum der „Youth Peace Group Danube“ (Jugend-Friedensgruppe Donau) sollen Jugendliche neue Perspektiven erhalten. Eine der wichtigsten Aufgaben ist es, Jugendliche aus verschiedenen Volksgruppen zu gemeinsamen Aktivitäten zu motivieren. „Ich habe das ganze Jahr lang wirklich versucht, neutral zu sein,“ erzählt Elke Kastner. Dazu gehörte, Lokale bewusst zu besuchen, weil sie klar nach Volksgruppen getrennt sind, Bekanntschaften aus beiden Gruppen zu pflegen und die eigene Sprache zu hinterfragen, ob sie auch nicht einseitig gefärbt sei.In der Arbeit mit den Jugendlichen war für sie wichtig, ihnen immer wieder die Chance für einen Neuanfang zu geben. „Auchwenn uns jemand enttäuscht hat, hat er die Möglichkeit bekommen, beim nächsten Projekt neu einzusteigen“, sagt Elke Kastner. „In Österreich spüre ich eine Grundskepsis jedem gegenüber. Ich möchte behalten, dass ich jedem grundsätzlich etwas Positives zutraue.“
Was sie in Vukovar einbringen konnte, formuliert sie so: „Wissen, Kontakte und dass ich unterstützend wirke für Eigeninitiative.“ Mit dem Solidaritätspreis hatte sie auch Geld zur Verfügung, um kleine Ideen umsetzen zu können.
Ganz normale Jugendliche
Das große Abschlussprojekt in Vukovar war ein Austausch mit Jugendlichen aus dem Mühlviertel. „Für mich war es wichtig, dass die Jugendlichen nicht die ‚armen Vukovaris‘ waren, sondern Jugendliche, die Fähigkeiten haben; auf die man auch böse sein kann, weil sie ganz normal sind“, so Elke Kastner. Der Austausch hat bei den Jugendlichen viel bewegt. So stand der Besuch einer Stadt in Serbien auf dem Programm, die im Krieg von kroatischer Seite zerbombt wurde. Manche Eltern hatten plötzlich fadenscheinige Gründe, ihren Kindern den Austausch nicht zu erlauben. Den Jugendlichen in Vukovar war es ganz wichtig, ihre Stadt toll zu präsentieren.
Ob sich in der Zeit ihres Aufenthalts in Vukovar etwas verändert hat? „Das ist schwierig zu sagen. Ich weiß nur, dass Grenzen vor allem in den Köpfen der Leute gezogen und durch ihr Handeln aufrechterhalten werden“, sagt Elke Kastner. „Ich glaub, dass es den Einzelnen gut getan hat, von außen zu hören, dass es gut ist, Grenzen zu überspringen.“
ZUR SACHE
Friedensdienst
Elke Kastner hat ihren Friedensdienst mit dem Österreichischen Friedensdienst (ÖFD) absolviert. Der Verein organisiert seit 1993 freiwillige und unentgeltliche Friedensdienste für Frauen und Männer ab 18 in Südost-Europa. Die Dauer beträgt in der Regel 6 bis 14 Monate. Für Männer gilt der Friedensdienst als Zivildienstersatz.