Wir spenden für die Dritte Welt, weil wir, denen es gut geht, uns für jene verantwortlich fühlen, die von Hunger, Dürrekatastrophen und Unterversorgung heimgesucht werden. Wir, die Helfer – sie, die Unterstützten. So sind wir das gewohnt.
Die Hochwasserkatastrophe in Mitteleuropa hat für viele Menschen das Verhältnis geändert. Über Nacht wurden sie zu den Hilfsempfängern. Für viele stellte die neue Situation, die Angewiesenheit auf Hilfe, ein seelisches Problem dar.Als Straßenkinder in Kenia, denen von Österreich aus geholfen wird, vom Hochwasser erfuhren und hörten, dass viele ihrer Wohltäter betroffen waren, da beschlossen sie, auch zu helfen. Das wenige, das sie geben konnten, trugen sie zusammen. So klein die Spende auch ist, so viel Liebe und Dankbarkeit ist mit ihr verbunden.
„Nur die Liebe schuldet ihr einander immer“, heißt es im Römerbrief (13,8). Dazu gehört nicht nur das Schenken, sondern auch das Sich- beschenken-Lassen. Falscher Stolz oder das Bedüfnis, alles zurückzugeben, um „quitt“ zu sein, halten uns von einer ebenso großen Tugend wie dem Helfen ab: dem Sich helfen-Lassen.