Den Solidaritätspreis für das Team von Hof Tollet übernahmen am 15. Mai 2002 Gertrude Eilmannsberger und Franz Kronegger.
Archiv
Fünfzehn Personen sind auf der Warteliste. Derzeit kann Hof Tollet niemanden aufnehmen. Die gute Arbeit sorgt für Engpässe.
Das Betreuer-Team von Hof Tollet erhielt heuer im Mai den Solidaritätspreis der Kirchenzeitung.
Wohnen und arbeiten
Etwa 30 Mitarbeiter/innen betreuen in einem vierstufigen Modell 50 Personen mit Beeinträchtigungen. Wohnen und Ausbildung sind die – zwei getrennten – Grundpfeiler dieser Betreuung. Die Jugendlichen, die nach der Pflichtschule auf den Hof Tollet kommen, bleiben bis zu drei Jahre hier. Sie wohnen in Einzelzimmern und können ihre beruflichen Qualifikationen in vier Ausbildungsbereichen verbessern.In einer ersten Phase lernen sie im Wohnbereich, sich den Alltags-Herausforderungen zu stellen. Es gilt in Wohngemeinschaften über das gemeinsame Wirtschaftsgeld zu verfügen und zu vereinbaren, wer putzt, wäscht, kocht, einkauft. Auch im Ausbildungsbereich gibt es eine erste Orientierungsphase: Was liegt mir, was kann ich, was kann durch Förderung verbessert werden? Die Jugendlichen sind von Anfang an in einem 38-Stunden-Arbeitsverhältnis. Bezahlt wird nach dem Kollektivvertrag für Lehrlinge in landwirtschaftlichen Betrieben. Dazu gehört auch der Anspruch auf fünf Wochen Urlaub.
Selbstständigkeit lernen
Nach der Orientierungsphase wird ein Schritt Richtung selbstständiges Wohnen und gezielter Ausbildung getan. Die Jugendlichen sollen vertraut werden mit Werkstoffen, Arbeitsrhythmen und Berufsbildern. Im Haushalt, im Bereich Kreatives und Dekoration, in der Holz- und Industriewerkstätte, bei begleiteter Arbeits-Überlassung und in Praktikas außerhalb der Einrichtung vom Hof Tollet sammeln sie Erfahrungen und erwerben Fähigkeiten. Zweck des Stufenmodells ist schließlich die berufliche Integration. Im Wohnbereich wird die Betreuungszeit mit jeder weiteren Stufe zurückgenommen. Ziel ist die Befähigung zum selbstständigen Wohnen außerhalb der Einrichtung.
Getrude Eilmannsberger und Franz Kronegger leiten diese Einrichtung des Zivilinvalidenverbandes Oberösterreich. Sie nahmen vorweg, was jetzt mit der gesetzlichen Neuregelung in Oberösterreich allgemein Standard werden soll: Es geht nicht um behinderte Menschen, denen geholfen werden soll – es geht um Chancengleichheit. Der Erfolg gibt dem Modell Recht: Etwa drei Viertel der Jugendlichen konnten 2001 vermittelt werden.