Nicht mit leichter Kost, sondern mit einem Film über ein Gräuel-Kapitel unserer heimischen NS-Geschichte eröffnete das „Petriner Kino“ seine erste Saison.
Am 2. Februar 1945 gelang 150 russischen KZ-Häftlingen die Flucht aus dem KZ-Mauthausen. Die einfache Bevölkerung, Mitglieder des Volkssturms und der SS hatten den Auftrag, keine Gefangenen zu machen. Das bedeutete: die KZ-Häftlinge lieber tot als lebendig herbeizuschaffen. Nur wenige widersetzten sich diesem Befehl und retteten damit Menschenleben. „Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen“ ist der Untertitel des 1994 gedrehten Films „Hasenjagd“. Regisseur Andreas Gruber holte ein totgeschwiegenes Gemetzel aus dem Verlies der Vergessenheit und brachte es ohne Pathos auf die Leinwand.
Regisseur im Petrinum
Mit diesem Film eröffnete das Petriner Kino Mitte Oktober seine Pforten. Prominenter Gast war Filmregisseur Andreas Gruber. Er beantwortete nach dem Film Fragen zu den Dreharbeiten, zu den historischen Personen und zu den tatsächlichen Ereignissen im Jahr 1945. Eingeladen waren zu diesem Filmabend Eltern, Interessierte und Schüler/innen der Oberstufe. Auch im Unterricht wurde die Geschehnisse rund um die „Mühlviertler Hasenjagd“ thematisiert. „Was hat dich am meisten berührt, nachdenklich gemacht?“, lautete eine der Fragen nach dem Film. Die Antworten der Schüler/innen: „Betroffenheit, Schock und Stolz, dass es Leute gegeben hat, die trotz Lebensgefahr die Zivilcourage nicht aufgaben“; „Wie unmenschlich mit Menschen umgegangen wird und wozu Menschen fähig sind“; „Ich war schockiert über die bereitwillige Mithilfe an der Verfolgung und Exekution der russischen Gefangenen seitens der Bevölkerung.“ Die Schüler/innen wünschen sich, dass „Zivilcourage wieder mehr in den Vordergrund tritt“ und meinen, dass heute durch die USA neue Feindbilder im Entstehen seien, z. B. der Islam. Ob über die Zeit des Nationalsozialismus in Österreich ausreichend aufgeklärt werde? Darüber gehen die Meinungen unter den Schülern auseinander: von „eher nicht“ bis „schon zu viel“ reicht die Palette der Antworten. Elisabeth Leitner