„Mir war klar, dass das nicht ich ändern kann, sondern sich nur dann etwas ändert, wenn viele Menschen im Ort bereit sind, in ihrem Bereich etwas zu tun.“
Dies sagt der Begründer des „Steinbacher Weges“ (Ortserneuerung und Nachhaltigkeit; siehe STICHWORT ganz unten), Ing. Karl Sieghartsleitner, im Rückblick darauf, was sich in Steinbach an der Steyr alles verändert hat. Im September 2002 legte Sieghartsleitner sein Bürgermeisteramt zurück, das er seit 1986 bekleidete. Jack Haijes führte mit dem „Propheten der Nachhaltigkeit“ ein Gespräch. Wir bringen daraus Zitate – Denkanstöße!
„Eine Gruppe politischer Mandatare erkannte 1987, dass nur durch gemeinsames Wollen und Handeln die eigene Gemeinde wieder zum l(i)ebenswerten Lebensraum werden kann.
Beziehungskultur
Einer der ersten Schritte war die Erneuerung der Beziehungskultur in der Gemeindepolitik. Je mehr die Menschen sich in der Gemeinde mögen, verstehen lernen, je mehr sie Gespür füreinander haben, desto mehr steigt die Lebensqualität und Belastbarkeit.
Veränderungen vorleben
Veränderung kann man nicht verordnen; man kann sie vorleben. Was hilft es, wenn ein Bauer immer größer wird, und am Schluss steht dann in der Todesanzeige: ‚Sein/Ihr ganzes Leben war nur Arbeit‘? Das ist eine Todesanzeige für einen Ochsen, aber nicht für einen Bauern, eine Bäuerin. Es geht um die Frage: Womit bin ich zufrieden? Was brauche ich zum Leben, damit ich sagen kann: ‚Mir geht es gut‘? Ich muss zuhören können, mich freuen können, wenn der andere etwas Schönes erlebt.
Produkte aus der Nähe
Wenn nichts mehr nachkommt, nützt alles nichts. Dann war es einmal schön. Es soll aber schön bleiben. Den alten Ortskern immer wieder beobachten, dass er belebt bleibt, dass nicht die Jugend aus dem alten Ortskern weggeht. Produkten aus der Nähe den Vorrang geben. Das heißt auch Brot vom Bäcker aus der Region für die Gastronomie und den Handel. In der Erziehung müssen wir ganz bewusst Werte vermitteln – die Liebe zur Natur und zum Menschen. Ohne solche Werte gibt es keine Zukunft. Nur mit Fun und Technomusik kann man keine Zukunft bauen. Auch werden die Menschen einmal nicht auf einer Homepage wohnen, sondern in einem Heimatort.
In der Pension
Nicht sagen, jetzt bin ich in Pension, jetzt fliege ich in der Weltgeschichte herum – das fügt sich nicht. Das ist Unfug. Es fügt sich nur, wenn wir nicht alle Lasten den Jungen überlassen. Wenn wir sagen, dass sie auch eine Aufgabe haben. So wie wir die Kinder in die Welt begleitet haben, sollen sie uns hinausbegleiten. Das ist der Schwerpunkt des Steinbacher Weges ... Menschen Beistand leisten, die alleine sind oder deren Tod nahe ist, kann man sehr lange machen. Da braucht man nur ruhig sitzen bleiben und Zuneigung schenken. Das ist alles. Das kann man selbst dann tun, wenn man selbst nicht mehr viel Kraft hat. Man kann in allen Lebensphasen Dinge tun, die anderen etwas bringen und Hilfe sind.“
Stichwort
Ing. Karl Sieghartsleitner stand an der Spitze des „Steinbacher Weges“. Der Weg steht für Nachhaltigkeit, Ökologie und Beziehungspflege. Der Ort blüht(e) auf. Der Weg begann 1986/87.Steinbach wurde zur Vorzeigegemeinde. 40.000 Besucher/innen aus 40 Ländern der Welt kamen seither. Sie sahen und erlebten: Es geht um nichts Spektakuläres, sondern um die kleinen Dinge des eigenen Lebens, die man selbst gestalten kann. Es geht um ein Miteinander aller in der Gemeinde, um Nähe und um Werte.