Sr. Hildegard Enzenhofer betreut palästinensische Frauen in Emmaus
Ausgabe: 2002/47, Palästinenserinnen, Enzenhofer, Emmaus, Frauen
19.11.2002
- Heinz Niederleitner
Trotz der schwierigen Lage in den Palästinensergebieten betreiben die Salvatorianerinnen dort ein Haus für behinderte und alte Frauen.
„Die Frauen sind Opfer der Situation“, erzählt Sr. Hildegard Enzenhofer aus Vorderweißenbach, die seit 15. Mai 2002 ein Haus der Salvatorianerinnen im Westjordanland leitet. Besonders die Abriegelung der Palästinensergebiete ist für die Menschen eine Belastung. Immer wieder spielen sich bei Krankentransporten über die Checkpoints menschliche Tragödien ab, wenn beispielsweise eine Frau, die nicht entbinden kann, auf dem Weg ins Krankenhaus aufgehalten wird.
In ihrem Haus widmen sich die Salvatorianerinnen der Pflege behinderter und alter Frauen. Oft werden diese von der Familie verstoßen oder müssen vor der Öffentlichkeit versteckt ohne Betreuung ein furchtbares Leben fristen. Sr. Hildegard berichtet von einer jungen Frau, die in einer Höhle verborgen gehaust hat und nicht einmal stehen konnte. „Diese Menschen sind scheu wie Tiere. Sie lernen langsam wieder, Nähe zuzulassen“, erzählt die Salvatorianerin.
Dreißig Frauen im Alter von 20 bis 80 Jahren werden von den fünf Schwestern, den Voluntärinnen und einem Zivildiener betreut. Arzt gibt es keinen. Die Situation in den Palästinensergebieten verschärft die Lage zusätzlich: Nach Terroranschlägen gab es im Sommer für sechs Wochen kein Wasser. Auch Strom gibt es nicht durchgehend. Die Schwestern wollen jetzt die Zisterne vergrößern.
Das Haus unterstützt aber ebenso nicht pflegebedürftige Frauen: Angestellt werden zum Beispiel Frauen, deren Männer keine Arbeit haben. Auch bei der Bildung helfen die Schwestern weiter, damit die jungen Frauen eine Wahl für ihr Leben haben und ihre Situation einschätzen können. Frauen, die studieren möchten, werden finanziell unterstützt. „Wir sagen ihnen auch, dass sie schön sind und bei uns das Kopftuch nicht zu tragen brauchen, wenn sie nicht möchten“, erzählt Sr. Hildegard.
Finanziell lebt das Haus von Spenden. Die Schwestern wirtschaften einfach und sparsam. Hier wie in der Pflege ihres Waldes oder der Reinigung von Abwässern versuchen sie, modellhaft und als Vorbilder für ihre Umgebung zu wirken.