Ein Sonntag Nachmittag auf Balkonien. Die Sonne scheint, die Lektüre lockt, kleine Kinder tollen am Spielplatz herum. Niemand hört laut Radio, niemand stört die Nachmittagsruhe. Sind ringsherum alle ausgeflogen?, frage ich mich. Ich beginne zu lesen, genieße die Sonnenstrahlen auf der Haut. Wie gut es tut, endlich mal draußen zu sein, denk ich mir.Die Ruhe wird plötzlich von zwei jugendlichen, männlichen Stimmen durchbrochen. Er: „Du, wenn meine Mama fragt: Wir waren eh draußen“. Der Angesprochene – noch in sein Handy-Display vertieft – reagiert nicht. Er noch einmal, fordernd: „Du, he. Wenn sie fragt, sagst eh, dass wir schon draußen waren!“. „Ja, ja“, kommt die Antwort vom Kollegen. Ich muss lachen. „Warum lachst du denn“, ruft mir mein Gespons aus seinem Kämmerlein durchs geöffnete Fenster zu. Er verbringt dort schon seit Stunden die Zeit vor dem Computer. Wichtige Recherchen im Internet hindern ihn, ins Sonnenlicht zu treten. Und dann müssen auch noch Fotos für eine Ausstellung bearbeitet werden. Wir verstehen das. Ich schreie ihm den soeben gehörte Dialog ins Zimmer. Er lacht. „Und wann kommst du endlich nach draußen spielen?“, frage ich ihn. Da lacht er wieder. So einer! Wenn das seine Mutter wüsste ...!