Manchmal brauchst du eine gute Ausrede. Als ich letzte Woche unseren Bekannten gleich um zehn Jahre älter schätzte als er ist, war das so eine Situation. „Ich glaube, dass ist das schon etwas schüttere Haar“, war meine Begründung um im Fettnäpfen fröhlich herumzuspringen. „Das ist schon gemein“, hat meine Frau gleich für schlechtes Gewissen meinerseits gesorgt. Recht hatte sie natürlich und froh waren wir, dass der Betroffene von der Unterhaltung gar nichts mitbekam. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass es aber viel schlimmere Dinge gibt, als jemanden älter zu machen – nämlich ihn oder sie deutlich jünger zu machen. Ein alter Schulfreund von mir musste sich, da ging er schon ins Gymnasium, von einem Kellner die Frage gefallen lassen, ob er die Speisekarte denn schon lesen könne. Selbst ist es mir auch schon ähnlich ergangen. Es ist erst wenige Jahre her, da wollte man mir eine Kinderskikarte verkaufen. Mein Stolz lies nur zu, eines zu sagen: „Ich bin nicht 15 sondern 24.“ Damals habe ich mich damit getröstet, dass es irgendwann schon toll sein muss, für jünger geschätzt zu werden. Mit 30 vielleicht, mit 70 dann ziemlich sicher. Und sollte ich doch noch einmal am Skilift als Kind eingestuft werden, freue ich mich, dass ich zum Halbpreis fahren kann.