Dass die Frauen der Interkulturellen Frauengruppe IRIS zum Sonntag der Weltvölker den Gottesdienst gestalten, ist in Traun schon beinahe Tradition. Für die Frauen ist es eine Möglichkeit, auch in der Öffentlichkeit für gegenseitigen Respekt und Achtung einzustehen.
16 Fahnen schmückten den Altar in Traun. Aus so vielen verschiedenen Ländern kommen die Frauen, die sich in der Interkulturellen Frauengruppe beheimatet fühlen: aus Kolumbien, Schweden, Finnland, der Türkei, dem ehemaligen Jugoslawien, China, Haiti, Kamerun, der Dominikanischen Republik, Ungarn, Polen, Deutschland, den Philippinen, Österreich … Bunt und vielfältig wie die Fahnen sind die Kulturen und Religionen, die diese Frauen nach Traun mitgebracht haben.
Heimat in der Fremde. „IRIS“ steht für: Interkulturell, Respekt vor anderen Religionen, Initiativ und Sozial. Seit mehr als zehn Jahren treffen die Frauen einander im Pfarrheim oder privat. Die Initiative ging von der Altenfachbetreuerin Theresa Wineroither und der Religionslehrerin Martina Mossleitner aus. Die beiden Frauen haben erst unabhängig voneinander gesehen, dass es Zuwanderinnen nicht leicht fällt, in das Gesellschaftsleben ihrer neuen Heimat zu finden. Pfarrer Franz Wild hat sie dabei unterstützt, mit Frauen in der Moschee Traun Kontakt zu bekommen. Die Frauen wollen Heimat finden und Heimat geben. Sie treffen einander, um sich näher kennenzulernen, Vorurteile abzubauen und Vertrauen aufzubauen. Auch um das Gemeinsame in Religion und Kultur zu suchen und das Trennende zu respektieren. Dass das gelingt, erzählt etwa Susanne aus China: Bei der Taufe ihres Kindes haben die Frauen von IRIS als Chor gesungen. „Ich habe hier nur die Familie meines Mannes gekannt“, sagt sie. „Bei der Taufe waren dann die Frauen von IRIS als meine Freundinnen dabei.“
Toleranz leben. IRIS ist es auch ein Anliegen, in der Öffentlichkeit für Toleranz einzutreten. Ein Höhepunkt war die Ausstellung „Spurensuche“ im April 2008 im Stadtamt Traun. Die Frauen erzählten in Wort und Bild ihre „Geschichten von Flucht und Migration“. Die Gruppe ist immer wichtige Partnerin bei Veranstaltungen in Traun: beim „Internationalen Tag der Frau“ am 8. März, beim jährlichen „Fest der Kulturen“ im Juni oder beim Adventmarkt, wo sie mit Info- und Verkaufsstand vertreten ist. Die Haupteinnahmequelle für die Gruppe ist der Verkauf von Bäckereien. Mit dem Geld unterstützen sie einander in Notfällen, damit zum Beispiel eine Mutter ihre Kinder nach Österreich holen kann, oder um zu helfen, das Elternhaus einer Frau nach einer Katastrophe wieder aufzubauen.
Gottes Hand. „Gott kennt keine Grenzen“ lautete das Thema für den Jubiläums-Gottesdienst. Er legt seine Hand auf alle. In diesem Sinn beteten die Frauen für alle, die in Kirche, Staat und Gesellschaft Verantwortung tragen, „dass ihr Handeln zu Frieden und Versöhnung zwischen Völkern und Kulturen führt“. Sie baten auch um ein friedvolles Miteinander der Religionen auf der ganzen Welt und für jeden Einzelnen, „dass wir neben unserer eigenen Sichtweise auch bereit sind, uns auf Neues und Anderes einzulassen“. Zum Jubiläum und als Zeichen der Freude über den Solidaritätspreis verteilten die Frauen nach dem Gottesdienst Lebkuchenherzen mit einem Kärtchen, auf dem zu lesen war: „Liebe überwindet alle Grenzen.“
Miteinander
Wenn man miteinander lebt, miteinander denkt oder miteinander arbeitet, das ist, als wäre da eine Wiese. Da gedeiht das eine, und das andere wird zertreten.Das eine blüht, das andere verkümmert. Und es ist gut, hin und wieder zu sehen, was da wächst,und dem anderen zu danken, dass erdarauf achtgegeben hat.