Irmtraud Binna aus Bad Ischl ist seit dem heurigen Frühjahr auf den Rollstuhl angewiesen. Die Füße sind nicht mehr jung, aber der Geist ist frisch; er schaut auf vieles zurück und blickt gern nach vorne.
1922 geboren, in schwieriger Zeit auf Schul- und Berufssuche, war Irmtraud Binna immer sehr verbunden mit der Kirche. Eine Verbundenheit, die ihr auch heute noch viel bedeutet: etwa beim sonntäglichen Kirchenbesuch in der Stadtpfarre Bad Ischl.
Dompfarre, Joseph Kronsteiner. Die junge Irmtraud Binna wollte Lehrerin, Krankenschwester und dann Kindergärtnerin werden. Um sich zur Kindergärtnerin ausbilden zu lassen, kam sie während des Krieges nach Linz. Das verdankt sie dem damaligen IschlerKaplan Dr. Schwarzbauer, der für die Kosten der Ausbildung bei 40 Ischler Familien Unterstützung erbat. Am Dom in Linz hat sie eine schöne Gemeinschaft erlebt, getragen besonders von Prof. Joseph Kronsteiner. Dieser vertonte auch manches Gedicht der jungen Ischlerin. Als Irmtraud Binna viele Jahre später in Linz auf der Landstraße unterwegs war, traf sie zufällig den schon geschwächten Joseph Kronsteiner und sprach ihn an: „Grüß Gott, ich bin’s, die Irmtraud.“ – Er schaute sie an und begann eines ihrer Lieder zu singen ...
Die Wort-Gewandte. Frau Binna ist eine Wort-Gewandte. Viele Gedichte und Texte hat sie verfasst. Nichts davon hat sie schriftlich aufbewahrt. Ihre Freundin Dr. Gertrud Englisch erzählt, dass Frau Binna, die bis 1980 im Stadt-Kindergarten Bad Ischl arbeitete,eine bekannte Kindergärtnerin war. Noch heute sagen ihr dann und wann einstige Kindergartenkinder eines ihrer Gedichte auf.
Preisträgerin. Ihre Gabe zu dichten führte Irmtraud Binna 1947 zum gesamtösterreichischen Lyrik- und Musikwettbewerb. Dort hat sie den ersten Preis mit dem Gedicht „Der Kinderball“ (siehe Spalte rechts) gemacht. In der Kuppel unter dem Kreuz der Pfandler Kirche liegt ein Text von ihr. Auch für die Volksoper hat sie geschrieben. Denn Dr. Otto Fritz, Direktor der Volksoper, der im Krieg nach Bad Ischl gezogen ist, wurde auf die Begabung der jungen Irmtraud Binna aufmerksam. „Wenn sie etwas schreibt, ist es halt etwas Besonderes“, sagt die Freundin Dr. Englisch. „Man müsste bei einem Wort mit einem Erntekörberl heimgehen können“, sagt Irmtraud Binna. Ein Wort soll fruchtbringend sein.
Kerzen-Kunst. Frau Binna ist eine viel beschäftigte Kerzen-Künstlerin. Vielleicht hat sie da etwas von ihrer Oma geerbt, die Erzähl-Bilderbücher selbst gezeichnet hat. Dieses künstlerische Talent setzt sie als Kerzen-Gestalterin um, und nutzt dann alles für gute Zwecke, was sie für ihre Kerzen bekommt. Etwa für ein Kind aus Bethlehem. Dieses hat sie vom Kindergartenalter bis zur Hochschulreife unterstützt. Frau Binnas Kerzen gibt es auch im Ischler Weltladen zu kaufen.
Textprobe
Der Kinderball
Und manchmal bin ich euch ein Kinderball. Ihr werft ihn hoch mit ungeschickten Händen
Und unbekümmert, wie das Spiel mag enden, Lauft ihr davon und seht nicht meinen Fall.
Dann lieg ich irgendwo und bin sehr müd, Wie Kinder müd sind und nach Trost sich sehnen.
Und sehen kaum vor lauter Not und Tränen, Dass in den Gärten schon der Ginster blüht.
Und irgendwer den fremden Kinderball Mit einer leisen zärtlichen Gebärde Befreit von feuchten Gräsern und von Erde