Wenn man Mütter und Väter über ihren Nachwuchs reden hört, könnte man meinen es gibt nur Wunderkinder auf dieser Welt. „Meiner konnte schon mit drei Jahren lesen“, oder „In ihrer ersten Lebenswoche hat sie 10 Stunden durchgeschlafen“. So oder ähnlich geht das ständig dahin. Manche Eltern sind da ehrlicher. Ich bin es nicht. Mein einjähriger Sohn kann schon ganz, ganz lange gehen, wollte ich nur so nebenbei einmal gesagt haben. Weniger spektakulär (aber natürlich besonders schön) war sein erstes Wort: Mama. Interessant ist, was als nächste Worte folgten. Ein bestimmtes „Auf!“ wenn er um halb Sechs sich in der Früh nicht mehr schlafen will, unterstrichen von einem Zeigefinger, der eindringlich zur Türe deutet. Noch häufiger zum Einsatz kommen aber die Worte „Nein!“ „Nimm!“ und „Bring“. Letzteres vor allem an den Papa gerichtet, der in Eiltempo vom Sohnemann herumgeschmissene Sachen zurückbringen soll. Er ist wirklich mein kleiner Chef, der viele charmante Tricks kennt. Zum Beispiel den Kopf treuherzig schieflegen, da kann keiner widerstehen. So schafft er es, andere für seine Zwecke einzuspannen. Im Internet habe ich gelesen, dass das ein Zeichen für Hochbegabung sein kann. Ich hab’s doch gewusst. Er ist ein Wunderkind.