„Du warst tot, jetzt kannst wieder leben.“ – An die Worte des Primars bald nach der Operation erinnert sich Pfarrer Schimmerl oft. Am 16. November 2008, einem Sonntag, erlitt er einen Aorta- samt Herzklappenriss. Die rasche und lückenlose Hilfe holte ihn ins Leben zurück. So hatte er vor Kurzem sowohl sein 65. wie auch 1. Geburtstag.
„Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir.“ – Diesen Satz hat Johann Schimmerl 1970 als Primizspruch gewählt. „Das ist mein Hoffnungsbild“, sagt er heute. Eine Hoffnung, die durch die Erfahrung der Todesnähe vertieft worden ist. Ein anderer Satz ist ihm im Krankenzimmer in Erinnerung gekommen. Der Satz steht auf der Kirche von Eberschwang, wo er Kaplan war, bevor er 1977 als Pfarrer nach Pramet und Pattigham kam. „A (solis) ortu usque ad occasum – vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang.“ – In der Aorta steigt das Leben auf! „Ich habe einen neuen Anfang geschenkt bekommen“, sagt Schimmerl.
Die Anteilnahme hat Kraft gegeben. Pfarrer Schimmerl hat viel Glück und Segen gehabt, „und viele haben für mich gebetet“. Die enorm große Anteilnahme so vieler Menschen – auch Kirchenfernere haben sich laufend nach dem Pfarrer erkundigt – hat ihm Kraft gegeben. Pfarrsekretärin Berta Anzengruber zieht aus einer Schachtel, die voll von Briefen ist, als Beispiel Genesungswünsche von Kindern: „Ich wünsch Dir viel Besserung. Alles Gute“, haben sie geschrieben.
Gesunder Kranker. Seit drei Wochen darf Pfarrer Schimmerl auch wieder Auto fahren, das ist amtsärztlich bestätigt. „Jetzt habe ich das Gefühl“, sagt der 65-Jährige, „ich bin ein gesunder Kranker. Mir geht es wieder gut.“ Aber es hat viel Zeit der Erholung gebraucht, bis er wieder zu Kräften kam. Geblieben ist, dass er nun ein Dialysepatient ist – seine Nieren sind durch den Aorta-Riss geschädigt.
Wie vorher, doch nicht ganz. Der Schock für die Menschen der Pfarren Pattigham und Pramet war groß, als ihr Pfarrer plötzlich nicht mehr da sein konnte. In dieser Zeit wurden die pfarrlich Engagierten von der Diözese sehr gut begleitet. Mittlerweile gibt es in Pramet und in Pattigham Wortgottesdienst-Teams, die auch jetzt, nachdem der Pfarrer wieder bei guter Kraft ist, einmal im Monat den Sonntagsgottesdienst gestalten. „Man kann nicht dauernd Aushilfe finden“, sagt Pfarrer Schimmerl. Jetzt kann er wieder wie vorher Pfarrer für Pramet und Pattigham sein. Lastet da nicht zu viel auf den Priestern? – Nein, sagt er, es wird ihnen nicht zu viel zugemutet. „Man muss den Pfarrgemeinderäten und den Pfarrkirchenräten genügend Aufgaben zutrauen. Aber die Sorge gibt es, ob immer genug Ehrenamtliche da sein werden. Es ist nicht selbstverständlich. Man darf ihnen auch nicht zu viel aufbürden. Sie haben einen anderen Beruf, vielfach Familie ...“, sagt er, wenn er an die Zukunft der Seelsorge denkt.
Angst vor Autonomen
„Momentan bin ich sehr gestärkt“, sagt Pfarrer Schimmerl. Das lange Liegen und die viele Zeit zum Nachdenken haben seine Zukunftshoffnung und seinen Glauben gestärkt. „Ich könnte mich derzeit in jede Diskussion einmischen und meinen Glauben verteidigen.“ – So stark hat er sich nicht immer gefühlt.
„Derzeit bin ich sehr zufrieden mit meinem Weg. Mich kann kein Wissenschaftler mehr erschrecken.“ Was ihn dann erschrecken kann? – „Die Folge des Unglaubens.“ Wenn ein Mensch aus seinem Unglauben den Schluss zieht, er müsse keine Rechenschaft vor Gott ablegen, er könne tun und lassen, wie es ihm gefällt. „Ich habe Angst vor den Autonomen“, sagt Pfarrer Johann Schimmerl, der gerade in seiner Krankheit einen tiefen Zugang zu einem besonderen Seligen des Innviertels gefunden hat, zu Franz Jägerstätter. Jägerstätter sei mit ganz einfacher Theologie einen geraden Weg gegangen.