Ausgabe: 2010/06, Spiele, Computer, Videospiele, Kinder, Fernsehen, Sprache
10.02.2010
- Ernst Gansinger
Fernsehen kann die Kinder verrohen. Erst recht Videospiele! Leben stirbt, wird gestorben. Es ist nur ein Spiel, nur Phantasie.
Die reale Welt kann auch brutal sein. – Vorige Woche nach dem Einkauf vor einem Supermarkt: Zwei Frauen unterhalten sich, bevor sie ihre Einkaufslast zum Auto tragen. Ihre Kinder spielen, haben einen Spaß daran, im Neuschnee herumzustapfen. Sie sollen das lassen, da werden die Füße nass, meint eine der Frauen. Haben’s die Kinder gehört? Sie machen keine Anstalten, bis der Frau, die einen Stopp dieses Herumtollens forderte, die Geduld reißt. Sie hält ihre Einkaufstasche der anderen hin und sagt: Halt amol!I muss eam darenna.“
Das Kind weiß, es wird nicht darennt. Es ist ja nur so dahingesprochen, man muss – Gott sei Dank – nicht fürchten, dass dem entsprechende Taten folgen. Die Sprache ist weit weg davon, was sie vorgibt zu beschreiben.
Im Fernsehen, im Videospiel erleben Kinder eine Kluft zur Wirklichkeit, nach dem Motto: Das ist eh nicht echt! Im Alltag ist’s auch so. – Eh nicht echt! – Ob so verwendete Sprache nicht stumpf macht gegenüber dem Reden von Leid und Not, denn wir haben ja gelernt: Alles ist halb so schlimm.