Seit einem Jahr besteht die Stadtteilarbeit in Linz-Auwiesen. Die Einrichtung begleitet bei Konflikten zwischen Bewohnern und setzt sich dafür ein, dass Jugendliche mehr Freiraum und Angebote bekommen.
Linz-Auwiesen. Schauplatz Wohnanlage: Fast täglich entbrennt im Hof der Streit aufs Neue. Dort, wo untertags kleine Knirpse im Sand spielen, trifft sich abends eine Gruppe Jugendlicher und ist dabei ziemlich laut. Besonders zwischen einer lärmempfindlichen Familie und der Jugendgruppe fliegen deshalb regelmäßig die Fetzen. Es ist ein Konflikt, der über Jahre hinweg scheinbar unlösbar ist. Die Stadtteilarbeiter starten trotzdem einen Versuch und besprechen mit der Familie die Lage. Als sie die Bewohner/innen ein paar Wochen später wieder treffen, erzählen diese erleichtert, dass sich der Streit nun endlich entspannt hat. Was hat die wundersame Wendung bewirkt? „Wir haben die Anliegen der Leute Ernst genommen und sie dazu gebracht, selbstständig eine Lösung zu finden. Manchmal genügen Kleinigkeiten wie die Fenster, die auf den Hof gehen, früher zu schließen“, sagt Tom Dautovic, Leiter der Stadtteilarbeit Auwiesen.
Begleiten statt betreuen. Dautovic erzählt diesen Fall aus dem letzten Sommer besonders gerne, weil es für ihn der ideale Zugang zur Stadtteilarbeit ist. „Wir begleiten bei Konflikten, sind aber keine Betreuer. Wir wollen den Menschen aber einen respektvollen Umgang untereinander näherbringen.“ Seit einem Jahr ist im Linzer Wohngebiet Auwiesen die Stadtteilarbeit mit insgesamt drei Mitarbeitern eingerichtet und soll zumindest bis 2011 bestehen. Grundsätzlich ist die Einrichtung für sämtliche der rund 8000 Bewohner/innen von Auwiesen da. Gemeinsam soll der Stadtteil verbessert werden und ein stärkeres Wir-Gefühl entstehen. „Ein Ziel ist es, durch Nachbarschaftstreffen den Kontakt zwischen den Menschen zu fördern“, sagt Dautovic. Obwohl oder gerade weil hier viele Menschen auf engem Raum leben, ist der Kontakt untereinander bisher oft nur spärlich.
b>Jugendgewalt. Das Büro ist auch aufgrund von Medienberichten über Jugendgewalt in Auwiesen eingerichtet worden, was zum verstärkten Akzent auf diesem Bereich führte. Für Jugendliche gebe es eindeutig zu wenig Freizeitangebot, meint Michael Url, der in Auwiesen für Jugend- und Kulturarbeit zuständig ist: „Auf die jungen Menschen wird in der Städteplanung leider meistens vergessen“, sagt er. In Zusammenarbeit mit den örtlichen Schulen sollen nun für Jugendliche neue Angebote geschaffen werden. Bei einem Grafitti-Projekt können Jugendliche eine Autobahnbrücke in Auwiesen nach ihrem Willen gestalten. „1800 Jugendliche leben in dem Stadtteil und viele von ihnen nutzen den öffentlichen Raum. Kein Wunder, dass sie hier auffallen“, relativiert Tom Dautovic Berichte, die die Jugendlichen von Auwiesen als Problemfälle abstempeln. Und: „Auwiesen ist viel besser als sein Ruf. Leider ist dieses Stigma nur schwierig wegzubringen“, sagt er. Wichtig sei deshalb auch das Selbstbewusstsein der Bewohner/ innen zu stärken, damit sich diese gegen Verunglimpfungen ihres Stadtteils zur Wehr setzen können.