Nicht der vermeintliche Geburtshelfer und auch nicht der ominöse Urgroßvater irgendwelcherseits hieß Matthias. Dennoch wurde ich auf diesen Namen getauft. Angeblich weil damals ein besonders nettes Kind in der Kindergartengruppe meiner Mutter diesen Namen trug. Zweifelsohne bot jene Begebenheit zu wenig Substanz für eine derart weitreichende Entscheidung. Bestimmt half bei der Namenswahl, dass der Name gerne mit „Geschenk Gottes“ übersetzt wird. Auch nicht unwesentlich war wohl, dass der biblische Namensgeber durch Los in das Apostelkollegium kam. Nach seiner Wahl zum zwölften Apostel wirkte Matthias in Judäa, anschließend in Äthiopien, Griechenland, Mazedonien und sogar im Kaukasusgebiet. Ein vielbeschäftigter Quereinsteiger und Weltenbummler mit Glück im Spiel. Wahrscheinlich hatten meine Eltern dieses Bild vor Augen und wussten rechtzeitig, dass Ferdinand nicht meinem Wesen entsprechen würde. Also buchstabiere ich auch in Zukunft weiterhin meinen Namen und zwar: „Mit Doppel-T und H, bitte!“
Matthias Pühringer ist Caritas-Flüchtlingsbetreuer