Ausgabe: 2010/10, Weltfrauentag, März, Konsum, Gesellschaft, Frauen
10.03.2010
Die Botschaft des Weltfrauentags am 8. März scheint anzukommen – und zwar jedes Jahr besser. Der Tag wird genutzt zum Feiern, zum Diskutieren, und zum Protestieren – bislang aber nicht zum Konsumieren. Diese Lücke wird nun geschlossen. In einem halbseitigen Inserat umgarnt ein Kosmetik-Unternehmen das weibliche Geschlecht: „Jede Frau verdient eine gesunde und schöne Haut“ heißt es in dicken Lettern: „Ihr Geschenk zum Weltfrauentag – heute minus 20 Prozent auf das gesamte Sortiment“. Manche werden die Anzeige als unverschämt empfinden, doch es könnte sich in Wahrheit um einen Durch-bruch in der Bedeutung des Weltfrauentags handeln. Denn erst, wenn ein Fest mit Konsum verbunden ist, wird es in der Gesellschaft ernst genommen, wird darüber geschrieben, wie wichtig es für die Volkswirt-schaft ist, wie viele Arbeitsplätze es sichert und dass überhaupt ohne dieses Fest alles zusammenbrechen würde. Seien wir ehrlich: Was wäre Weihnachten ohne Kaufrausch? – Ein belangloses Zusammensitzen bei Kerzenschein. Oder Ostern – ohne überquellende Osternester – bliebe nur ein langweiliger Frühlingsspaziergang übrig. Jetzt scheint so nach und nach der Weltfrauentag dorthin zu steuern, wo er Gewicht bekommt: mitten in die Konsum-Gesellschaft.