Für P. Joseph Kaufmann vom Stift Schlierbach verlangt die aktuelle Situation der Kirche nach einer Antwort: Er findet sie in den Aufzeichnungen und im Leben des tiefgläubigen und humorvollen Papstes Johannes XXIII.
An die 600 Lesungen hat P. Joseph Kaufmann schon gehalten – vor allem heitere Lyrik. Nun hat der 79-jährige Zisterzienser aus Schlierbach ein neues Programm vorbereitet: das Leben von Papst Johannes XXIII. Das ist seine Antwort auf die Kirchenkrise.
P. Joseph lacht herzlich, wenn er erzählt, dass er zwei linke Hände hat. Schon als Schüler war ihm das sonnenklar. So sehr es auch der Wunsch der Mutter war, er dachte nicht nicht im Mindesten daran, den Landmaschinenhandel seines Vaters weiterzuführen, der in Russland gefallen war. „Schon als Kind war mein Platz bei den Büchern“, meint P. Joseph. Er landete schließlich im Aufbaugymnasium Schlierbach, wo er maturierte und 1953 in das Kloster eintrat. Nach Jahren als Erzieher im Klosterinternat und der Vertiefung seiner musikalischen Fähigkeiten war er dann Pfarrer in mehreren Stiftspfarren.
Humor ist Verkündigung. Als in Steyrling eine Kirchenrenovierung anstand, wurde er sich wieder seiner zwei linken Hände bewusst und begann als Finanzaktion Lesungen zu geben, oft verbunden mit Musik. Inzwischen hat er es auf 600 Veranstaltungen gebracht – in Wien, Berlin, Triest und Heidelberg. Ganz seinem Naturell entsprechend liegen ihm die „Schalkswahrheiten der Poeten und jene, die das Leben schrieb“ besonders nahe. Da ist der Schritt zu seinem neuen Programm nicht weit, zu Papst Johannes XXIII.
Ein Papst als Frühlingsbote. „Unsere Firma“, P. Joseph meint damit die Kirche, „steckt in der Krise.“ Ein Weg heraus kann die Spiritualität des Konzilspapstes Johannes XXIII. sein. Er war ein Liebhaber der Kirche, aber er hat ihre Grenzen gesehen. Er wusste, dass es notwendig war, die Fenster zu öffnen und frische Luft hereinzulassen, so P. Joseph: „Die Visionen von Papst Johannes XXIII. sind wie Frühlingsboten. Seine Träume haben Zukunft. Er hat es verstanden, das Evangelium ins Heute zu übersetzen.“ Und dazu kam der Humor des Papstes, der die Herzen der Menschen erobert hat. Als er unmittelbar nach seiner Wahl zum Papst bemerkte, dass ihm alle vorbereiteten weißen Talare zu eng waren und er sich nur mit größter Mühe in einen hineinzwängen konnte, meinte er lächelnd: „Alle Menschen lieben mich, nur nicht die Schneider.“ Aus dem geistlichen Tagebuch und aus Biografien über Johannes XXIII. hat P. Joseph sein neues Programm zusammengestellt: eine Lesung in sechs Kapiteln mit Musik.
Predigen mit Leidenschaft. Das Evangelium ins Heute zu übersetzen, das ist auch das große Anliegen von P. Joseph. Ein Weg dazu sind seine Predigten. Seit er als Priester keine Verwaltungsaufgaben mehr hat, hat er mehr Zeit zur Vorbereitung der Predigten, freut er sich. „Mit Leidenschaft und Humor“ – so geht er an die Verkündigung heran, um die Menschen mit ihren Sorgen und Freuden erreichen zu können.
- Wer an einer Lesung über Johannes XXIII. interessiert ist: P. Joseph Kaufmann, Klosterstraße 1, 4553 Schlierbach, Tel. 07582/830 13-162.