„Ich habe Zeit, ich kann Autofahren und habe einen Computer, durch den ich mit meinen Kindern in Kontakt sein kann – was braucht man mehr zum Glücklichsein?“, fragt Valerie Buchinger. Die knapp 78-Jährige sprüht vor Lebensfreude und Energie.
Die Liste wäre schier endlos, wenn man aufzählen wollte, wo sich Valerie Buchinger im Laufe ihres Lebens engagiert hat und wo sie noch aktiv ist. Zurzeit leitet sie drei SelbA- Gruppen, arbeitet in der Krankenhauspastoral in Rohrbach mit und betreut Bewohner/innen von Altenheimen. Aber es sind nicht die einzelnen Tätigkeiten, es ist ihre Ausstrahlung, die sie zu einer Frau macht, für die viele Menschen über alle Parteigrenzen und Altersunterschiede hinweg dankbar sind. So hat die Jugendleiterin der Region angeregt, die Seniorin „Vali“ Buchinger für den Solidaritätspreis vorzuschlagen. Solidarität ist wohl jenes Wort, das ihren Einsatz am treffendsten beschreibt. Wobei ihr selbst der Begriff zu hochtrabend klingt: „Ich versuche mit den Leuten einfach mitzuleben und für sie einzutreten. Mein gutes Mundwerk hilft mir dabei.“ Das schätzen auch Bekannte wie Betriebsseelsorger Robert Bräuer an ihr: „Die Vali hat Humor und ihr fällt immer etwas ein.“
Messbesuch als Fixpunkt. Valerie Buchinger absolvierte die Lehrerbildungsanstalt in Vöcklabruck, hat 1952 als Zwanzigjährige geheiratet und übersiedelte mit ihrem Mann nach Rohrbach, wo er Bezirksparteisekretär der SPÖ war. Sie ist Mutter von sechs Kindern, einer der Söhne, Erwin Buchinger, war in der Regierung Gusenbauer Sozialminister. Nach dem frühen Tod ihres Mannes trug sie allein die Verantwortung für die Familie. Von 1970 bis 1988 war sie als Religionslehrerin tätig. Zu ihrem Tagesablauf heute sagt sie: „Ich schaue, dass ich täglich in die Messe komme. Nach der Arbeit zu Hause bin ich unterwegs: in den Altenheimen der Umgebung, im Krankenhaus oder bei Veranstaltungen.“
Die ACUS stärkt. Eine Gruppe, die sie nicht missen möchte, ist die ACUS-Runde (Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialismus). Dort erhält sie für sich selbst Stärkung und gibt zahlreichen Sozialdemokrat/innen Mut, selbstbewusst als Christen in der Politik aktiv zu sein. Wenn man miteinander im Gespräch ist, merkt man, dass weder in der Partei noch in der Kirche alles ganz gut oder alles ganz schlecht ist, so ihre Erfahrung: „Kirche und Partei bestehen eben aus Menschen, aus uns, und wir sind nicht fehlerfrei.“ Auf die Kirche bezogen sagt sie: „Mit der Kirche haben wir hier in Rohrbach ein Mordsglück.“
Zur Sache
„Männerwirtschaft“
Die Gleichwertigkeit von Mann und Frau in Kirche und Gesellschaft ist Valerie Buchinger ein großes Anliegen: „Wenn ich in der Kirche nur Brüder höre – ohne die Schwestern –, werde ich hysterisch.“ Die „reine Männerwirtschaft“ bringt uns nichtweiter. Gott sei Dank gibt es Fortschritte, kleine sogar in der Kirche, erklärt Buchinger.