Die Patin Christine Frauscher mit der Asylwerberin Sylvia Obamete Eboigbe aus Nigeria auf dem Pfarrplatz der Stadtpfarre Linz. Frauscher engagiert sich beim Buddy-Projekt AMIGO von SOS Menschenrechte.
Sylvia Osamete Eboigbe aus Nigeria nennt die Linzerin Christine Frauscher Oma. Sie ist ihr wie eine Oma. Die jetzt 19-jährige Sylvia ist vor zwei Jahren als „unbegleitete Minderjährige“ nach Österreich gekommen und hat durch das Projekt „AMIGO“ von SOS-Menschenrechte eine Freundin bekommen, eine Amiga: Oma Frauscher.
Sylvia musste 2008 aus Nigeria fliehen. Als sie in Österreich war, wusste sie nicht, wo sie ist. Allein, ohne Familie und ohne Freunde musste sie sich ins neue Leben tappen. Etwa zur gleichen Zeit hat die pensionierte Lehrerin Christine Frauscher vom Projekt AMIGO gehört und sich bei „SOS-Menschenrechte“ erkundigt, was da zu tun sei. Seit gut einem Jahr ist sie nun Amiga von Sylvia.
Bleiben und lernen können. „Das ist meine Oma“, sagt Sylvia Osamete und strahlt. Sie weiß sich von Frau Frauscher gestützt und verstanden: „Sie hilft mir, wenn ich Probleme habe.“ Oma Frauscher ihrerseits lobt ihre „Paten-Enkelin“, die derzeit den österreichischen Hauptschulabschluss macht. „Sie lernt sehr fleißig.“ Im Gespräch mit den beiden ist die gegenseitige Achtung und Freundschaft zu spüren. „Ich meine, ich muss in Österreich bleiben“, sagt Sylvia und setzt fort: „wegen ihr!“ Der Asylantrag wurde in erster Instanz abgelehnt. Nun läuft das Berufungsverfahren. Christine Frauscher hofft mit Sylvia, dass eintrifft, was diese sich für ihre Zukunft wünscht: In Österreich bleiben und einen Beruf lernen. Am liebsten würde sie Krankenschwester oder Altenpflegerin werden. Sie sehnt sich danach, einen Pass zu bekommen, um reisen zu können. Nach Italien zum Beispiel, einmal das Meer sehen!
Licht und keine Räuber. Sylvia Osamete Eboigbe ist 2008 in eine unbekannte Welt gekommen, zufällig nach Österreich. Sie freut sich an vielem Ungewohnten: dass es Licht gibt, immer Licht, wenn man es braucht. Und dass da keine Räuber sind. – Das sind die ersten beiden Dinge, die ihr einfallen, was zu den guten Dingen Österreichs gehört, Krankenhäuser und E-Card fallen ihr gleich danach ein. Ihrer Person gegenüber macht sie gute und weniger gute Erfahrungen. In der Straßenbahn sagte einmal eine alte Frau zu ihr: „Bleib, wo du herkommst!“
Räuber. Amigas und Amigos erhalten eine Grundschulung. Schulungen gibt es auch begleitend zur ehrenamtlichen Tätigkeit, genauso Stammtische. Das Wesentlichste sind Menschenfreundlichkeit und Warmherzigkeit. Sie sind die besten Impulse für das Tun der Amigas und Amigos. So geht Frau Frauscher mit Sylvia in Theater und Konzerte, unterstützt sie beim Lernen. Die beiden kochen gemeinsam, tratschen. „Wir sind Freundinnen“, sagt die Oma. Ein aktueller Wunsch wäre, dass sich Sylvia in den Ferien in einem saisonalen Job ein bisschen etwas verdienen könnte.
Hintergrund
Amigos und Amigas
Derzeit sind beim Projekt AMIGO von „SOS-Menschenrechte“ 31 Amigos und Amigas im Einsatz. Sie unterstützen 31 Bewohner/innen (Asylwerber/innen) aus dem Heim in der Linzer Rudolfstraße. Das Projekt begann mit minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen – sechs Mädchen. – Da sich viele Freiwillige gemeldet haben, konnte das Projekt auf die Begleitung von Erwachsenen ausgedehnt werden. Die Amigos und Amigas („Buddies“, Kumpels) begleiten ihre „Schützlinge“, helfen ihnen, sich im österreichischen Alltag zurechtzufinden, sind emotionale Bezugspersonen. Sie helfen bei der Integration. In Kooperation mit Volkshilfe und Caritas soll das Projekt ab Herbst 2010 auf ländliche Gemeinden ausgedehnt werden.