Im Juli 1724 kamen die ersten Aussiedler aus dem Habsburger Reich im Banat im heutigen Rumänien an. 1805 gab es die letzte Ansiedlungswelle: Tiroler Freiheitskämpfer. 1944 ist die Geschichte der „Schwaben“ im Banat zu Ende gegangen.
Am Beispiel des Marktes Perjamosch im Banat werden in einem der sechs Schauräume der „Heimatstube Banat“ in Obernberg/Inn Aufbauleistung, Alltag und Schicksal der Banater Schwaben dargestellt. In anderen Räumen sind ihre Kleidung, Festtrachten aus Seide, Gegenstände des Alltags, Handarbeiten, Dokumente aus der Arbeitswelt, Zeugnisse des kulturellen und religiösen Lebens wie auch Exponate aus Siebenbürgen ausgestellt.
Auswanderung. Kaiserliche Advokaten warben um Bauern, Bergleute, Handwerker- Menschen, die den Banat nach den Türken-Verwüstungen aufbauen konnten. Mit der „Ulmer Schachtel“, einem „Einweg-Holzschiff“, auf der Donau bis Bukarest gebracht, mussten die Aussiedler dort zur Theiß ziehen, auf der sie in den Banat kamen. Schon in Wien wurde die Fahrt unterbrochen, um am Hof die Zuteilungspapiere zu erhalten. Die Besiedlung war bestens vorbereitet – inklusive Parzellen-Zuteilung und einheitlichem Hausplan.
Bei Weitem nicht nur Schwaben. Franz Ritter, Kustos des Museums, der wie so viele seiner Landsleute 1944 (er war damals neun Jahre alt) wegen der Kriegsereignisse den Banat verlassen musste und so nach Ried/I. kam, weist auf eine sprachliche Irreführung hin: Die „Banater Schwaben“ sind nicht nur Schwaben, wie auch die „Siebenbürger Sachsen“ nicht nur Sachsen sind. In den Banat sind Menschen aus Baden-Württemberg, Bayern, Luxemburg, aus dem Donauraum zugewandert.
Kornkammer. Der Banat, zwischen Donau, Theiß, Marosch und Ausläufern der Südkarpaten gelegen, wurde in Wellen besiedelt und mit harter Arbeit kultiviert. Sumpfgebiete mussten trockengelegt werden. Ende des 19. Jahrhunderts war der Banat eine Kornkammer. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden 40.000 unterernährte Kinder aus Wien zur Erholung im Banat aufgenommen. „Hunger haben wir nicht gekannt, auch nicht im Krieg“, sagt Franz Ritter, der aus Perjamosch stammt.
Siebenbürgen. Die Besiedelung mit deutschsprachiger Bevökerung in Rumänien hat schon viel früher begonnen: Die Siebenbürger Sachsen kamen vor 800 Jahren. Der aus dem Heiligen Land verdrängte Deutsche Ritterorden wurde damals mit der Aufgabe betraut, ein Bollwerk nach dem Osten hin aufzubauen. Die Siebenbürger wurden durch die Reformation geschlossen Lutheraner, während die Habsburger bei der Besiedlung des Banats bedacht waren, nur Katholiken anzusiedeln. Mit der Protestanten-Vertreibung aus dem Salzkammergut wurde diese Linie verlassen.
Heimatstube Banat, geöffnet Sa. und So., jeweils von 14 bis 17 Uhr, Gruppen auch gegen Voranmeldung: Tel. 07752/710 01, Franz Ritter.
Banat
Zuerst bei Ungarn, dann bei den Osmanen, war das Gebiet ab 1683 beim Habsburgerreich. Deutsche Siedler kamen ab 1724. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden zwei Drittel des Banats Rumänien zuerkannt, ein Drittel Serbien. Unter der NS-Herrschaft kam es im Herbst 1944 zur Massenrückführung der Banater Schwaben vor der herannahenden russischen Armee nach Österreich. Viele sind nach Linz und weiter in den Raum Ried/I. gekommen. Banater, die sich in der späteren Russenzone niedergelassen haben, wurden zwangsrückgesiedelt. Die deutsche Bevölkerung, die 1944 im Banat zurückblieb, hat ein hartes Schicksal erlitten: Zwangsarbeit in Russland und Zwangsumsiedlung in die Baragansteppe, zusammen elf Jahre. 1977 lebten z.B. in Perjamosch noch etwa 1400 Deutsche. Ab 1990 sind die meisten von ihnen auch ausgewandert. Heute leben in Perjamosch noch etwa 100 Deutsche. In Rumänien verringerte sich die Zahl der deutschsprachigen Bevölkerung (vor allem im Banat, Siebenbürgen) in den letzten 70 Jahren von etwa 540.000 auf unter 50.000.