Egal ob bei Zug, Bim oder Bus-Reisen – eine Spezies Mensch ist in den letzten Jahren ziemlich rasch gewachsen: die Zugestöpselten. Sie stehen morgens auf und stopfen möglichst schnell ihre Ohren zu. Dann lassen sie in die Hörgänge via Kopfhörer nur noch rein, was sie vorher in mühsamer Kleinarbeit ausgewählt haben. 10.000 Musiktitel wollen erst einmal gehört werden. Musik wird dann ohne Ende konsumiert. Für das, was rund um einen passiert, hat man dann keinen Sensor mehr. Denn auch die Fähigkeit, viele Dinge gleichzeitig zu tun, ist begrenzt. Der übliche Smalltalk, das nette Plauscherl mit dem Sitz-Nachbarn oder das spontane Abklären der Reiseroute hat damit ausgedient. Die Chance, mit den Zugestöpselten in Kontakt zu treten, ist gering. Ein Gnadenakt, wenn jemand zumindest einen Ohrstöpsel kurz entfernt und mit gerunzelter Stirn eine Frage beantwortet. Diese Störungen von außen lassen sich vermeiden, trägt man z.B. große, dunkle Sonnenbrillen, die auch den aufdringlichen Augen-Kontakt verhindern. Eine reine Vorsichtsmaßmahme und Sicherheitsvorkehrung. Der Kontakt mit Menschen könnte ansteckend sein. Da bleibt man lieber in seiner eigenen kleinen Welt. Und fährt ab und zu in die Fremde. Aber niemals ... ohne Musik-Stöpsel!