St. Radegund und Tarsdorf: Gedenken und Studientag zum Todestag von Franz Jägerstätter am 9. August 1943
Ausgabe: 2010/32, St. Radegund, Cesare Zucconi, Franz Jägerstätter, Friedensarbeit, Pax Christi, Tarsdorf, Pfarrheim, Tagung
11.08.2010
- Josef Wallner
„Franz Jägerstätter als Inspiration für die heutige Friedensarbeit“ war das Thema eines Studien-Vormittags im Pfarrheim Tarsdorf, zu dem an die 80 Personen aus Österreich, Deutschland, Italien und den USA gekommen waren.
Als Referent konnte der Italiener Cesare Zucconi gewonnen werden, ein Theoretiker und Praktiker der Friedensarbeit und noch dazu Autor eines Buches über Franz Jägerstätter. Zucconi lehrt Politologie an einer römischen Universität und als führendes Mitglied der geistlichen Gemeinschaft Sant’Egidio gehört er Gesprächsgruppen an, die sehr erfolgreich Friedensprozesse besonders in afrikanischen Ländern initiieren und begleiten. Das jüngste Projekt liegt im westafrikanischen Guinea, wo mit Unterstützung der Gemeinschaft Sant’Egidio im Juni 2010 die ersten freien Wahlen seit Ausrufung der Unabhängigkeit im Jahr 1958 abgehalten wurden.
Persönlicher Glaube. „Franz Jägerstätters Leben und Tod bilden ein wertvolles Erbe für die Christen von heute. Diesen Schatz dürfen wir nicht vergeuden. Es ist auch ein Friedenserbe“, betont Zucconi. Den entscheidenden Beitrag Jägerstätters für den Frieden sieht er im persönlichen, intensiven Glauben des Seligen. „Wenn man über Franz Jägerstätter und den Frieden spricht, geht es daher nicht um eine Politik des Friedens oder des Krieges, sondern um das Herz und das Gewissen des Menschen.“
Gebet gegen die Angst. Für Jägerstätter stellte sich die Frage: Was kann man gegen die totalitäre Macht des Nationalsozialismus tun? Was kann man schon erreichen, wenn das Böse so mächtig ist? Die Antwort, so weist Zucconi hin, lag für Jägerstätter im Gebet. Die Angst war die Macht der Nationalsozialisten, beten konnte diese Macht brechen. „Das Gebet besteht vor allem darin, im Vertrauen auf Gott zu wachsen und die Furcht zu überwinden“, schreibt Jägerstätter in einem Brief an seinen Cousin. „Es ist der Glaube, mit dem wir das Gefühl der Ohnmacht überwinden können und der allen Einschüchterungen die Kraft raubt“, präzisiert Zucconi. Er schlägt damit eine Brücke ins Heute. Die Menschen sehen sich mit Kriegen, Armut und Unrecht konfrontiert und wissen nicht, was sie dagegen tun können. „Der entscheidende Punkt besteht darin, bei uns, bei mir selbst anzufangen. Es ist das Leben aus dem Evangelium, das eine Kraft des Friedens entfaltet“, so Zucconi.
Zur Sache
Aktivitäten 2009/10
Jährlich zum Todestag Franz Jägerstätters, stellt Pax Christi Oberösterreich Initiativen vor, die im vergangenen Jahr im Geiste des seligen Franz Jägerstätters gesetzt wurden. Vor allem ist die „Friends of Franz Group“ in den USA erwähnenswert. Die Gruppe hat in sechzehn Städten Gebete und Fastenaktionen für den Frieden im Irak abgehalten. Sie überlegt auch, wie man die amerikanischen Bischöfe motivieren könnte, ihr Schweigen zum Thema „gerechter Krieg“ aufzugeben. Die Bischöfe tragen bislang den Krieg im Irak mit. Die Gruppe hat auch ein kriegskritisches Theaterstück vor dem größten Infanterie-Trainingscamp der USA aufgeführt.
- Weitere Infos auf der Website www.jaegerstaetter.at