Ausgabe: 2010/33, Unter uns, fremdeln, FPÖ, Ausländer, Asylwerber, Wahlkampf, Alltagsrassismus
18.08.2010
- Paul Stütz
Wenn ihre Kindern gerade sehr anstrengend sind, hört man Eltern oft mit einem schweren Stoßseufzer sagen: „Ja, das ist schon hart, aber eine Phase, es wird einmal wieder leichter werden.“ Als Beobachter der österreichischen Innenpolitik kennt man diesen Wunsch auch: dass das vorübergeht. Leider sind es aber immer die gleichen Themen, die populistisch ausgeschlachtet werden. Jüngster Fall: der Wiener Wahlkampf mit dem FPÖ-Slogan: „Zu viel Fremdes tut niemandem gut“. Dass diese Parolen auf fruchtbaren Boden fallen, zeigt der Alltagsrassismus. Beispiel 1: In einen Bus der Linz Linien wollen junge Musliminnen mit Kopftuch vorne einstiegen. Reaktion des Busfahrers: „Schleicht’s euch, ihr müsst hinten einsteigen.“ Beispiel 2. Lautes Stammtischgeplaudere am Badesee: „Die Ausländer gehören alle abgeschoben.“ Oder Beispiel 3: Eine armenische Asylwerberin will für ihren Sohn einen Deutschkurs organisieren. Bei den Behörden wird sie aber nur abgewimmelt, von A nach B geschickt, Hilfe bekommt sie zumindest vom Staat keine. Leider sind das alle keine erfundenen Beispiele. Neben all der Hilfsbereitschaft, die es auch gibt, muss man sagen: Fremdenfeindlichkeit hat bei uns System. Angst vor Fremden ist für Babys eine notwendige Phase. Manche Erwachsene stecken hier offenbar noch immer drin. Sie werden wohl für immer fremdeln.