Wenn jemand sagt, er habe keine Zeit, dann meint er in Wirklichkeit, er habe keine Zeit für sich selbst. Das ist die Hauptaussage im Buch „Höchste Zeit, die Zeit nach sich selbst zu stellen“ von Gabi Weiss. Zeit haben ist der neue Luxus unserer Gesellschaft. Das überraschende am Buch ist, dass nicht „Aussteiger“ erzählen, wie glücklich sie sind, statt mehr Geld mehr Zeit zu haben, sondern Menschen portraitiert werden, die äußerst erfolgreich auch in Geldangelegenheiten sind. Sie erzählen über ihren persönlichen Rhythmus. Dazwischen regen Gedanken und konkrete Übungen an, über den eigenen Zeitbegriff und Lebensrhythmus nachzudenken.
Höchste Zeit, die Uhr nach sich selbst zu stellen, Gabi Weiss, Christian Brandstetter Verlag, Euro 16,–
Drüben in Gratzen
Annemarie Steiner hat sich mit ihrem zweiten Buch der Lebensgeschichte ihres Vaters und seiner Familie zugewandt. Sie zeichnet Lebensumstände und Wehmut einer Generation auf, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat in Südböhmen verlassen musste. Das erste Buch – veröffentlicht 2005 – hat das Leben ihrer Mutter und deren Familie erzählt, ebenfalls eine Heimat-Verlust-Geschichte aus dem Banat („Damals in Kleinbetschkerek“). „Drüben in Gratzen“, so der Titel des „Vater“-Buches, war das Schicksal wechselhaft, wie es typisch für das Grenzland ist. Schließlich mündete dieses Schicksal in das nationalsozialistische Deutsche Reich, dann in die Tschechoslowakei. Die deutsche Bevölkerung wurde ausgesiedelt. Das einst prägende Kloster hat erst in den letzten Jahren (P. Bonfilius Wagner OSM) wieder einen Aufschwung erlebt.
Drüben in Gratzen. Vom Leben in einer südböhmischen Kleinstadt, Annemarie Steiner, Verlag Denkmayr, 254 Seiten, 17,70 Euro