Wort zum Sonntag
Die Diözese Linz trauert um eine ihrer prägendsten Persönlichkeiten der Nachkriegszeit: Prälat Josef Mayr ist am Freitag im 94. Lebensjahr verstorben. Als Pfarrer, Jugend- und Betriebsseelsorger, Caritasdirektor und Bischofsvikar war Mayr "ein Mann der Tat, ein sozial engagierter Geistlicher, der weit über die kirchlichen Grenzen hinaus wirkte", wie die diözese in einer Aussendung festhielt. Persönlichkeiten aus Kirche und Caritas würdigten ihn als "Motor der sozialen Ausrichtung der Kirche", als "Architekt der Sozialpastoral" und als einen, "der Spuren hinterlassen hat, die bis heute sichtbar sind".
Diözesanbischof Manfred Scheuer erinnerte an Prälat Mayr als einen "Meister der Umsetzung", dessen Wirken tief in der DNA der oberösterreichischen Kirche verankert sei: "Er war ein wesentlicher Motor für die soziale Ausrichtung der Kirche in unserem Land", so Scheuer, der Mayr noch in seinen letzten Lebenstagen die Krankenkommunion gebracht hatte.
Altbischof Maximilian Aichern, unter dessen Ägide Mayr zum Caritasdirektor und später zum Bischofsvikar berufen wurde, würdigte ihn als "Mann der Teamarbeit und des Dialogs", sowie als "inspirierender Weggefährte und ein Pionier kirchlichen Handelns". Mayrs Handschrift finde sich in zahllosen Projekten wieder - von Jugendzentren über Betriebsseelsorge bis hin zur Bischöflichen Arbeitslosenstiftung bis hin zu internationalen Partnerschaften, zudem habe er viel zur Entstehung des Sozialhirtenbriefes und des Ökumenischen Sozialworts beigetragen.
Auch innerhalb der Caritas war sein Einfluss tiefgreifend. Edith Bürgler-Scheubmayr, stellvertretende Direktorin der Caritas OÖ, erinnerte an Mayrs Rolle bei der Neuausrichtung der Organisation in den 1990er-Jahren. Er habe nicht nur strukturelle Impulse gesetzt, sondern durch seine Bescheidenheit, Menschlichkeit und Spiritualität viele Mitarbeitende inspiriert: "Mit seinem Einsatz für eine solidarische Gesellschaft und das Gemeinwohl hat er viele Menschen angesteckt und ermutigt."
Josef Mayr wurde am 16. Juli 1931 in Peuerbach geboren. Nach seiner Priesterweihe 1955 war er als Kaplan in Steyregg und Laakirchen tätig, ehe er 1958 erster Pfarrer der neu gegründeten Expositur Steyrermühl wurde. In der Folge engagierte er sich zunehmend in der Jugendpastoral: 1960 wurde er Diözesanseelsorger der Katholischen Arbeiterjugend, bald darauf auch Bundesseelsorger der weiblichen Jugend und Rektor des Katholischen Jugendwerks in Wien.
Sein pastorales Wirken war stets von gesellschaftlicher Verantwortung geprägt. 1963 gründete er den Verein "Jugendzentren", später umbenannt in ISI - Initiativen für soziale Integration. Dessen Projekte, von Jugendwohngemeinschaften über ein Lehrlingszentrum bis hin zu inklusiven Wohnmodellen, setzten neue Maßstäbe in der kirchlichen Sozialarbeit. Ebenso prägend war die von ihm mitinitiierte Betriebsseelsorge, die unter seiner Leitung als Referent im Pastoralamt zu einem bundesweiten Modell wurde.
1979 übernahm Mayr das Dekanat Linz-Mitte, später auch das Amt des Regionaldechanten. Am 1. Juli 1991 wurde Josef Mayr von Bischof Maximilian Aichern zum Caritasdirektor der Diözese Linz ernannt und in das Linzer Domkapitel berufen. In dieser Funktion professionalisierte er die Caritasstrukturen, baute neue Hilfsangebote auf und setzte Akzente für eine solidarische Kirche. 1991 wurde er auf Wunsch des damaligen Landeshauptmanns Josef Ratzenböck auch Obmann der Schuldnerhilfe Oberösterreich, ab 2000 stand er zudem dem Verein "Land der Menschen" vor - einer Plattform für Integration und Menschenrechte. 1998 ernannte ihn Bischof Aichern zusätzlich zum Bischofsvikar für Caritas und soziale Aufgaben.
Nach seiner Emeritierung blieb Mayr bis 2006 geistlicher Rektor der Caritas und bis 2021 Pfarrprovisor in Linz-St. Margarethen. Seinen Lebensabend verbrachte er im Linzer Domherrenhaus.
Josef Mayr wurde mit zahlreichen Ehrungen bedacht: vom Goldenen Ehrenzeichen der Republik Österreich (1979) über das Silberne Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich (1995) bis hin zur Ernennung zum Päpstlichen Ehrenprälaten (1997).
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