Vor zehn Jahren, am 13. März 2004, ist Kardinal Franz König im 99. Lebensjahr verstorben. Gemeinsam mit seinem theologischen Berater Karl Rahner trug er wesentlich zum Zustandekommen zentraler Dokumente des II. Vatikanischen Konzils bei. In Österreich hatte König entscheidenden Anteil daran, die Frontstellung zwischen Kirche und Sozialdemokratie zu überwinden.
Ausgabe: 2014/11, Kardinal, König, Rahner
11.03.2014 - HB/Kap
Der Lebenslauf Kardinal Franz Königs war geprägt von den dramatischen politischen, aber auch kirchlichen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts: Der Bauernbub aus dem Pielachtal (Niederösterreich) erlebte zwei Weltkriege, die blutige Konfrontation des Ständestaates mit der Sozialdemokratie, die Kirchenverfolgung der NS-Zeit, wo der mehrfach von der Gestapo vorgeladene Jugendseelsorger eine Gruppe Jugendlicher durch sein mutiges Vorgehen vor der Verhaftung rettete, die Zeit des Wiederaufbaus – auch eines neuen Verhältnisses von Kirche und Staat, und die für die Kirche so bewegenden Konzilsjahre. Wie erst vor kurzem aus seinem Nachlass aufbereitete Dokumente belegen, gehörte König zu den in der Konzilsaula eher stillen, im Hintergrund aber tatkräftigen und effizienten „Netzwerkern“ des Konzils, der u. a. wesentlich zur „Rettung“ der Erklärung über das Verhältnis zu den nichtchristlichen Religionen, besonders zum Judentum (Nostra aetate) beigetragen hat. Die von ihm einberufene Wiener Diözesansynode (1969/71) sowie die gesamtösterreichische Kirchenversammlung (1973/74) dienten der pastoralen Umsetzung konziliarer Weichenstellungen. Hier zeigte sich auch das von Kardinal König nachdrücklich vertretene Prinzip der gemeinsamen Verantwortung von Priestern und Laien für das Leben und Wirken der Kirche.
Wertvolle Dienste
für die Kirche leistete der vielsprachige Kardinal, von der Wissenschaft geachtete Dialogpartner und hervorragende Kenner der Weltreligionen auch durch die Leitung des von Papst Paul VI. eingerichteten Sekretariats für die Nichtglaubenden sowie durch seine wachsenden persönlichen Kontakte zu Kirchenvertretern des – vorwiegend kommunistischen – Ostens. Die von ihm 1964 gegründete Stiftung „Pro Oriente“ wurde zu einem wesentlichen Initiator der theolo-gischen Gespräche mit den orientalischen Kirchen (Wiener Christologische Erklärung etc.) und zu einer vielbeachteten Plattform der Begegnung zwischen Vertretern der westlichen und östlichen Kirchen. Mit seiner Fähigkeit zum geschwisterlichen Dialog „auf Augenhöhe“ hatte König auch wesentlichen Anteil am Aufbau des beispielhaften ökumenischen Klimas in Österreich. In seinen letzten Lebensjahren hat sich König für einen – auch politisch – breiten Konsens dafür stark gemacht, „an der Hand und nicht durch die Hand eines Menschen zu sterben“.
Ich wünsche mir …
eine einladende Kirche eine Kirche der offenen Türen eine wärmende, mütterliche Kirche eine Kirche der Generationen eine Kirche derer, die vor uns waren, die mit uns sind und nach uns kommen eine Kirche des Verstehens und Mitfühlens, des Mitdenkens, Mitfreuens und Mitleidens eine Kirche, die mit den Menschen lacht und mit den Menschen weint eine Kirche, der nichts fremd ist eine Kirche, die ihre Kinder sucht und ihnen nachgeht eine Kirche, die den Menschen dort begegnet, wo sie sind: bei der Arbeit und beim Spaß, auf dem Fußballplatz und in ihren Häusern eine Kirche der festlichen Tage und eine Kirche des täglichen Kleinkrams eine Kirche, die keine Vorleis- tungen verlangt und keine Verhaltenszeugnisse ausstellt eine Kirche der Kleinen und der Armen eine Kirche der Erfolglosen und Gescheiterten – im Leben, im Beruf oder in der Ehe eine Kirche der Weinenden und Trauernden eine Kirche – nicht der frommen Sprüche, sondern der helfenden Tat Kardinal Franz König