Der Altarraum im Linzer Mariendom wird neu gestaltet. Im Rahmen eines Architektur- und Kunstwettbewerbs hat sich ein Entwurf durchgesetzt, der heutige Liturgie und historischen Raum kunstvoll miteinander verbindet.
Kirchen sind Stein gewordener Glaube, so heißt es. Der Mariendom in Linz ist ein beeindruckendes Zeichen dafür. Im Gegensatz zu den unverrückbar wirkenden Steinmauern verändert sich jedoch der Raum in seinem Inneren. Seit der Domweihe vor 91 Jahren haben sich die Anforderungen an die liturgische Feier verändert. Der Altarraum soll den heutigen Bedürfnissen entsprechend gestaltet werden. Dazu wurde ein Architektur- und Kunstwettbewerb ausgeschrieben. Am 30. Juni haben sich nun die neun Vertreter/innen der Jury aus kirchlichen und wissenschaftlichen Bereichen sowie ihre Berater/-innen entschieden. Aus sieben Einreichungen wurde der Vorschlag des Berliner Architekturbüros KUEHN MALVEZZI und des Künstlers Heimo Zobernig ausgewählt. Das Besondere daran: Die Entscheidung war einstimmig, sagt auch Jurymitglied und Diözesanbaumeister Wolfgang Schaffer: „Sie beruht auf der breiten Zustimmung aller Fach- und Sachexperten.“
Klare Formen, freie Mitte
Der Entwurf von KUEHN MALVEZZI und Heimo Zobernig entspricht dem Wunsch der Rudigierstiftung – sie ist verantwortlich für den Dom –, die Kreuzung von Lang- und Querschiff im Kirchenraum zu berücksichtigen. So stehen Altar und Ambo präzise in der Längsachse, Bischofssitz und Priestersitz links und rechts davon. Die Querachse führt in der Mitte zwischen Altar und Ambo durch. Dort, wo sich die Achsen schneiden, entsteht ein freier Raum. Er gibt nicht nur den Blick besser auf den ursprünglichen Hauptaltar frei. Er macht zudem die großzügige Grundstruktur des historischen Raumes wieder sichtbar, so die Jury. Sie lobt die klare künstlerische Gestaltung der liturgischen Objekte: „Da auf jede Form der zusätzlichen Ornamentierung verzichtet wird, wird die Kraft der historischen Ornamentik nicht in Frage gestellt.“
Erhöhte Altarinsel
Die Versammlung der Gemeinde an einer gedeckten Tafel – KUEHN MALVEZZI und Heimo Zobernig griffen diese Grundidee der Altarinsel auf. Sie wird an drei Seiten von Bänken umrahmt, mit Blickrichtung zum Altar. Die Veränderungen werden auch die Funktionen und Aufgaben des Kirchenraumes stärker bewusst machen. Das hat sich bereits in den Diskussionen in der Jurysitzung gezeigt. „Architektur und Kunst kommunizieren bei diesem Entwurf miteinander, das hat uns angesteckt“, betont Wolfgang Schaffer. Ab Herbst 2015 wird der Umbau im Detail geplant, Baubeginn ist Ende Juni 2016. Die Altarweihe im Maria-Empfängis-Dom steht auch schon fest: Sie ist am 8. Dezember 2016.
Die Gewinner
Das Architekturbüro KUEHN MALVEZZI wurde 2001 von Simona Malvezzi, Wilfried Kuehn und Johannes Kuehn in Berlin gegründet. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt in der Gestaltung öffentlicher Räume und Ausstellungen. Sie sind bei zahlreichen Wettbewerben ausgezeichnet worden, u.a. gewannen sie den Bewerb für das interreligiöse „House of One“ in Berlin 2012. Der Künstler Heimo Zobernig ist gebürtiger Kärntner und lebt in Wien. Er ist Professor für Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien. Die Arbeiten des international erfolgreichen Künstlers sind seit den 1980er Jahren in Ausstellungen zu sehen. Noch bis November vertritt er Österreich auf der Kunstausstellung Biennale in Venedig.